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Jonas Burgert - Ohne Titel

1969 Berlin

Modern
am 29.05.2019, Los 1010
Taxe: € 15.000
Ergebnis: € 45.150
(inkl. Aufgeld)

BURGERT, JONAS
1969 Berlin

Titel: Ohne Titel.
Datierung: 2008.
Technik: Öl auf Leinwand.
Maße: 59,5 x 49,5cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso: J. Burgert 2008.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Zustand: Im Rahmen beschrieben.

Provenienz:
- Produzentengalerie Hamburg

Ausstellungen:
- Auf AEG (Halle 20), Nürnberg 2015

"Er schaute mich auf einer Kunstmesse an - der Mann auf Jonas Burgerts Tronje.
Ein Charakterbild , das mich gerade mit der zurückhaltenden Disziplin des Anzugträgers ansprach.
War nicht ich selbst gemeint?
Klammerte ich mich nicht gerade an das farbige Kreisrund der Lebensringe, die immer weiter zunehmen. Nachdenklich und bereit für das was kommt - für das, was mich im Spiel des Lebens erwarten wird." (TR)

Das Motiv des leicht hochformatigen Gemäldes von Jonas Burgert scheint schnell erfasst. Nahsichtig wird eine männliche Figur vor monochromer Folie hinter einer flachen Scheibe gezeigt, sodass nur der Oberkörper und ein Teil der breiten türkis-schwarzen Streifen sichtbar sind.
Was auf den ersten Blick lediglich als kleine Irritation ins Auge fällt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als veritable Verunsicherung:
Der Mann steht auf der falschen Seite. Nicht vor die Zielscheibe hat er sich gestellt, um vielleicht sein Glück durch einen Treffer herauszufordern, sondern hinter sie.

Nicht mit leichter Hand versucht er ihr Zentrum zu treffen, vielmehr scheint seine Rechte den oberen Rand der Scheibe Halt suchend zu umklammern. Die Linke liegt sanft auf dem Rücken der anderen auf. Sein Kinn stützt er auf den großen, robusten Händen ab.
Das Alter des Mannes ist nur schwer zu schätzen, da der Lichteinfall von rechts oben ein wechselvolles Gesichtsrelief schafft. Jugendlich, fast noch kindlich, blicken die runden, braunen Augen gedankenverloren ins Leere. Melancholisch und doch lebensklug erzählen sie von dem Gesehenen. Mit dieser Ernsthaftigkeit steht die Festigkeit des geschlossenen Mundes in Einklang, dem in seiner Weichheit noch eine erwachsene Souveränität fehlt. Je nach Blickwinkel, lässt sich ihm sogar ein kleines Lächeln entlocken.
Korrekt ist der junge Mann in ein weißes Hemd mit Manschettenknöpfen, die unter den hochgerutschten braunen Anzugärmeln sichtbar werden, gekleidet. Warum trägt er diese förmlichen Kleidungsstücke, die ihm etwas zu groß sind? Was stimmt ihn so traurig, trotz des heiteren Attributes, das ihm beigegeben wurde, mit dem er aber augenscheinlich nicht adäquat umzugehen weiß?
Klarheit, die sich bei näherer Betrachtung als Unklarheit erweist, Vertrautes, das, durch seine Herauslösung aus dem Kontext fremd wirkt, Einzelheiten, die im Zusammenspiel kein Ganzes ergeben, ein unsichtbarer Wesenskern, der sich an der Oberfläche nur erahnen lässt und den Rezipienten stets im ambivalenten Schwebezustand der Unsicherheit verharren lässt. Gepaart mit einer fulminanten, nahezu altmeisterlichen Technik, die sich auch in der feinen Kompositionsanordnung und dem subtilen, koloristischen Gespür zeigt, sind dies die klugen Ingredienzien der phantastisch-realistischen Malerei des Jonas Burgert, die ihn zu einem der bedeutendsten Maler seiner Generation machen. Virtuos spielt der Künstler auf der Klaviatur scheinbar bekannter, kunsthistorisch tradierter Motive und entführt sie durch seinen individuellen, künstlerischen Perspektivwechsel - ähnlich wie der junge Mann auf diesem Gemälde - jedoch stets in neue, unbekannte Sphären.

rof. Dr. Teresa Bischoff.

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