Europäisches Kunstgewerbe
am
14.05.2016,
Los
1337
Taxe: € 30.000
Ergebnis: €
77.400
(inkl. Aufgeld)
PRUNKVOLLER TEETISCH MIT WIDDERZIER STIL LOUIS XVI.
Hanau. Um 1900. J.D. Schleissner & Söhne.
Silber. Zweimal Spiegelglas eingelegt, einmal zudem mit Holz hinterlegt. Auf vier Huffüßen schlanke und gebogene Beine mit Akanthuszier in plastisch gearbeiteten
und fein ziselierten Widderköpfen endend. Über passig ovalem Zwischenboden mit
profiliertem Rand, kannelierte Zarge. An den Längsseiten gegenständig rechteckige
Plaketten mit Putten als Bacchanten. Die passig ovale Tischplatte mit Kreuzbanddekor auf
mehrfach gestuftem Rand und seitlichen Handhaben, an vier Seiten durch Stifte befestigt
und als Tablett abzunehmen. Ca. 31.000g, inklusive der Spiegelplatten und Holzeinlagen. Nach Archivunterlagen Schleissner & Söhne wohl 24.000g reines Silbergewicht, abzüglich der an dem hier vorliegenden Stück verlorenen Zierteile g. 82x83,5x56 cm.
Marken:
Mondsichel & Krone, Feingehaltsmarke 800, Werkstattmarke mit Sichel (Scheffler, Hessen, Nr.446b). Zustand B. Einige der montierten Zierteile verloren.
Provenienz:
Westfälischer Adelsbesitz.
Literatur:
- Ina Schneider & Ekkehard Schmidberger: Hanauer und Kasseler Silber, Kassel 1981.
Zur Geschichte der Manufaktur siehe S.
48 ff.
- Bruno-Wilhelm Thiele: Tafel- und Schausilber des Historismus aus Hanau, Berlin 1992.
Das Modell des Teetischs beschrieben und abgebildet S.267 f., Kat.-Nr.220 und Abb.136,
137.
Die Firma J.D. Schleissner & Söhne ist die älteste noch bestehende Silberwarenfabrik
Hanaus und wurde dort im Jahre 1816 von Johann Daniel Schleissner gegründet. Aus einer
Augsburger Familie von Silberschmieden stammend war er in seinen Wanderjahren nach Hanau
gekommen. Bald nach der Gründung erhielt er bereits den Auftrag das Tafelsilber für die
Silberkammer in Schloß Philippsruhe zu arbeiten. Im Zuge dieser Aufträge für den
kurfürstlichen Hessischen Hof wurde ihm der Titel eines Hofsilberschmieds der Landgrafen
von Hessen verliehen.
Die erfolgreiche Teilnahme an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellungen in
London 1862 oder in Wien 1873 führte dazu, dass der Bekanntheitsgrad der Manufaktur auch
im Ausland stetig wuchs.
Im Jahre 1861 trat - nach seiner Rückkehr aus Amerika - auch der älteste Sohn Johann
Daniel Schleissners, August, in das Unternehmen ein. Zusammen mit seinem Bruder Louis
Schleissner führte er das Unternehmen in den kommenden Jahren zu wirtschaftlicher Blüte.
Es wurden zunächst hauptsächlich Korpuswaren im Stil der Renaissance und des Manierismus
gearbeitet, wie beispielsweise das prunkvolle Jagdsilber König Karl von Württemberg für
Schloss Bebenhausen ab 1869, mit Trinkspielen und Tafelaufsätzen (Thiele (1992, S.73 und
77 ff.). August Schleissner fertigte aber auch direkt nach historischen Vorbildern, wie im
Jahre 1880 beispielsweise den sog. Hanauer Ratsbecher. Das Original befand sich zu diesem
Zeitpunkt im Besitz Baron Karl von Rothschild, welcher auch den Begriff des sogenannten
'Style Schleissner' geprägt haben soll (Thiele (1992) S.86 ff.).
Der hier vorliegende, prächtige Teetisch mit der Modell-Nr. 10469 wurde in den damaligen
Vertriebskatalogen der Manufaktur geführt, wird aber aufgrund seiner aufwendigen Machart
und Materialschwere wohl nicht in großer Stückzahl gefertigt worden sein.
In dem umfangreichen Firmenarchiv der Silberschmiedemanufaktur Schleissner - in neunter
Generation geführt - werden die Entwurfsskizzen sowie die originalen Modellformen des
Tischs bis heute verwahrt, so könnten auf Wunsch des Käufers die fehlenden Zierteile von
der Manufaktur nachgefertigt werden.
Wir danken Frau Brigitte Schleissner für ihre freundliche Unterstützung und für die zur
Verfügung gestellten Abbildungen der Gußformen und Entwurfsskizzen.
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371. Europäisches Kunstgewerbe,
am
14.05.2016,
Los
1337
Taxe: € 30.000
Ergebnis: €
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