1947 Wien - 2012 Wien
The Kasper König Collection - His Private Choice
am
01.10.2024,
Los
58
Taxe: € 20.000
Ergebnis: €
204.600
(inkl. Aufgeld)
WEST, FRANZ
Wien 1947 - 2012
Titel: Prototyp der Auditorium-Diwane.
Datierung: 1991.
Technik: Stahl, Schaumstoff, Pappe, Teppich.
Maße: 110 x 208 x 80cm.
Wir danken der Franz West Privatstiftung, Wien für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Sammlung Kasper König, Berlin (direkt vom Künstler)
Zwischen Dandy und Freak
"He is elusive rather than directorial, informal rather than ritualistic, and involved with the diurnal and secular rather than the atavistic, primal or spiritual. He deflects the larger social concerns in which his art engages by means of disarmingly nonchalant and seemingly casual formulations". Mitte der 1980er Jahre, in einem Alter von knapp 38 Jahren, tritt Franz West verhältnismäßig spät in die Kunstszene ein. Es folgen erste Einzelausstellungen, die den Beginn eines kometenhaften Aufstiegs des Autodidakten begründen. Sein Ouvre umfasst hauptsächlich Skulpturen, Wandobjekte und Möbelstücke aber auch vereinzelt Collagen und Zeichnungen. Zu seinen bedeutendsten Werkphasen zählen die "papier-mâchés", abstrakte Gipsskulpturen, zu denen West selbst den Vergleich mit menschlichen Neurosen herstellt. Eine ebenso wichtige Komponente seines Ouvres nehmen die sogenannten "Passstücke" ein, Gips-Objekte, die dazu bestimmt sind, in eine haptische Interaktion mit den Rezipienten zu treten.
Als partizipative Kunst lässt sich Wests Werk definieren, wobei ihm dabei die Vorreiter des Wiener Aktionismus, des Minimalismus und seine Auseinandersetzung mit den philosophischen Theorien Wittgensteins und der Psychoanalyse Freuds als Inspirationsquellen dienen.
Raumkunst - Kunstraum
Demonstriert wird dies insbesondere anhand seiner Rauminstallationen, bei denen sein Augenmerk auf der Verwendung von Sitzmöbeln liegt. In seiner eigenen Bildsprache ausgeführt, animieren sie das Publikum besonders zur Interaktion und erweitern den kontemplativen Charakter von Kunst um eine funktionale Ebene. Ganze Säle werden, wie am Beispiel seiner Installation "Schöne Aussicht" im Rahmen des Portikus 1988 ersichtlich wird, durch ein Ensemble aus Sitzmöbeln, Tischen, Wandobjekten, Trennwänden, TV-Bildschirmen und Kunstwerken befreundeter Künstler, wie Heimo Zobernig, zu Orten der Erholung, Begegnung und (Selbst-) Reflexion.
Auditorium-Diwane
Gleiches gilt für den Diwan, welcher ihm 1991 als Prototyp für seine "Auditorium"-Installation dient. Das aus 72 gleichförmigen Exemplaren bestehende Raumkonzept, präsentiert er erstmalig auf der documenta IX in Kassel. Mit der Interaktion der Rezipienten, werden die Rauminstallationen Wests zu "Kunst"-Räumen, die uns die Tatsache bewusst werden lassen, dass wir uns stets in einem vollumfänglichen sozialen Netzwerk, als Teil eines gemeinschaftlichen und ineinandergreifenden Kollektivs, bewegen. So stellen die Diwane sowohl Raum für intime, persönliche Momente als auch einen Schauplatz für begleitende Performances und Diskussionsrunden, an denen Kasper König ebenfalls beteiligt ist. Selbstverständlich kann hier die Referenz auf die Couch Freuds nicht ignoriert werden. Bestehend aus einer Konstruktion aus altem Betonstahl, Schaumstoff und Perserteppichen, weisen die Diwane erstens einen einheitlichen, das gemeinschaftliche Konzept gestalterisch unterstreichenden und zweitens einen starken provisorischen Charakter auf. Eine für Wests Konzept typische Eigenart - effiziente Wirkung mit kleinstmöglichen Aufwand.
König und West
Wests Bezüge zu Kasper König reichen weit zurück. So zeigt König die "Passstücke" 1981 erstmalig auf seiner Großausstellung "Westkunst", die den Umgang mit Gegenwartskunst in Westdeutschland maßgeblich prägt. Er präsentiert 1988 auch Franz West im Portikus. Ebenfalls Wests Professur an der Städelschule soll König wenige Jahre später initiieren. Kurz darauf nimmt er an den von König kuratierten "Skulptur Projekte Münster" mit einem dreiteiligen Ausstellungsprojekt teil und erhält 1998 für seine Installation "Kantine", welche in der Caféteria des Museum Ludwig eingerichtet wird, den Wolfgang-HahnPreis. Drei Jahre später ist Franz West neben Größen wie Wolfgang Tillmans und Isa Genzken auf der Neueröffnung des Museum Ludwigs, anlässlich des Amtsantritts Kasper Königs zum Museumsdirektor, vertreten. 2009 stellt er dort auf seiner Retrospektive "Autotheater" aus und nimmt 2012 an der bilanzierenden AbschiedsAusstellung Kasper Königs "Ein Wunsch bleibt immer übrig" teil. Ein Jahr vor seinem Tod erhält Franz West für sein Lebenswerk den goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig.
Robert van den Valentyn
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520. The Kasper König Collection - His Private Choice,
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