1932 Medellin/Kolumbien - 2023 Monaco
Modern | Post War | Contemporary
am
02.12.2020,
Los
116
Taxe: € 150.000
Ergebnis: €
223.125
(inkl. Aufgeld)
BOTERO, FERNANDO
1932 Medellin/Kolumbien
Titel: Still Life with Watermelon.
Datierung: 1976/77.
Technik: Bronze, dunkelbraun patiniert.
Maße: 150 x 200 x 120cm.
Bezeichnung: Signiert und nummeriert (graviert) auf der Tischplatte: Botero 4/6. Hier zudem der Gießerstempel: Fonderia Tesconi Pietra Santa.
Exemplar: 4/6.
Wir danken Herrn Fernando Pradilla, Madrid, für die freundliche, wissenschaftliche Unterstützung.
Provenienz:
- Galerie Brusberg, Hannover
- Unternehmenssammlung Deutschland
Literatur:
- Vgl. Sullivan, Edward J.: Botero - Sculpture, New York 1986, Abb. S. 151
"Ich wollte mein Leben lang Skulpturen machen, so wie die großen Künstler der Renaissance sich alle mit Skulpturen verewigt haben. Aber dazu hätte ich die Malerei für viele Monate aufgeben müssen, denn so eine Statue braucht Zeit. Erst Mitte der 70er Jahre konnte ich mich dazu durchringen. Ich mache jedoch selten mehr als eine Skulptur pro Jahr. Sie erlaubt mir die Steigerung meiner Obsession für das Voluminöse in die dritte Dimension." (Botero zit. nach: Peter B. Schumann: Leidenschaft fürs Üppige, 24.9.2007, www.deutschlandfunkkultur.de)
Fernando Boteros großes Interesse an Masse und Form und ihre Beziehung zu dem sie umgebenden Raum gründet sich in seinem Studium der Fresken florentinischer Renaissancemaler, die die Raumperspektive endeckten und Figuren und Objekte in immer plastischeren Formen in die räumliche Darstellung einbezogen.
Inspiration für seine Darstellung des gesteigerten Körpervolumens findet er unter anderem bei den Werken Rubens', Légers, des Picasso der 1920er Jahre sowie der Muralisten Mexikos, etwa bei Rivera, und nicht zuletzt bei der präkolumbianischen Keramik. Moderne und zeitgenössische Tendenzen wie beispielsweise die Abstraktion, das Verwenden von Fundstücken oder das Kombinieren von unterschiedlichen Materialien lehnt er konsequent ab. Er verschreibt sich auf unverwechselbare Weise ganz der Darstellung von Figuren und Stillleben. Mit seinen üppigen, voluminösen, runden Formen und seiner präzisen Wiedergabe von Details, denen er jegliches narrative Element nimmt, sucht er stets der Sinnlichkeit und Lebensfreude Ausdruck zu geben. Dies gilt gleichermaßen für seine Malerei und Bildhauerei.
Das Stillleben nimmt in Boteros Schaffen einen wichtigen Platz ein, denn bei diesem Sujet kommt er immer wieder auf die einfachsten Dinge zurück. Dass er das Stillleben, im klassischen Sinne, auch als Thema für seine Skulpturen wählt, ist ein ungewöhnliches Unterfangen in der zeitgenössischen Bildhauerei. Vergleichbares lässt sich hier kaum finden. Als einfache Wiedergabe banaler Objekte, kommen seine Skulpturen in ihrer Monumentalisierung des Alltäglichen vielleicht der Pop-Ästhetik am nächsten, wie etwa jener der riesigen Hamburger-Plastik von Claes Oldenburg.
Ein herausragendes Beispiel für seine Stillleben-Skulpturen ist unser Werk mit Wassermelone, das Botero während seiner ersten bildhauerischen Schaffensphase gestaltet: Sorgfältig arrangiert er hier ausgewählte Dinge - eine Kaffeekanne, eine Flasche, eine aufgeschnittene Wassermelone und weitere Früchte sowie ein drapiertes Tuch - auf der horizontalen ovalen Tischplatte, die von vier schmalen Zylindern getragen wird. Fast ohne dekorative Elemente zeigt uns Botero ein skulpturales "Porträt" gewöhnlicher Alltagsobjekte. Obwohl er die Dinge auf seine Weise vergrößert, gibt er die Proportionen perfekt wieder, ohne inhärente Übertreibungen. Dabei spielt er, mehr noch als bei anderen Tischstillleben-Skulpturen, subtil mit den unterschiedlichen Texturen und dem Kontrast von rauen, schraffierten und glatten Oberflächen. Durch die Sparsamkeit der Mittel und der Einfachheit der Darstellung verleiht Botero dem Stillleben eine beinahe feierliche Ruhe und einen Moment von Ewigkeit. Mit ihrer nüchternen Präsenz und Monumentalität, die durch das Material der Bronze noch gesteigert wird, dominiert die Skulptur den Raum, in dem sie steht. Sie lädt uns nicht nur ein, sie von allen Seiten zu betrachten, sondern sie auch zu ertasten - die beste Art eine Skulptur "anzuschauen". Denn hierbei wird Boteros lebensbejahendes Konzept fühlbar: Rundheit und Sinnlichkeit gehören für ihn untrennbar zusammen.
Robert van den Valentyn
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459. Modern | Post War | Contemporary,
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