1880 Aschaffenburg - 1938 Frauenkirch/Davos
Modern
am
30.05.2018,
Los
42
Taxe: € 200.000
Ergebnis: €
296.700
(inkl. Aufgeld)
KIRCHNER, ERNST LUDWIG
1880 Aschaffenburg - 1938 Frauenkirch/Davos
Titel: Villen (Villas).
Datierung: 1916.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 46,5 x 38,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten rechts: E. L. Kirchner. Bezeichnet verso auf Keilrahmen: Ste... Nachlass E.L. Kirchner Be/Ab2.
Rahmen/Sockel: Modellrahmen.
Auf dem Keilrahmen befindet sich ein Aufkleber vom Kunstkabinett R.N. Ketterer, Stuttgart, mit der eingetragenen Nr.: K255.
Wir danken Herrn Prof. Dr. Dr. Gerd Presler für die freundliche Unterstützung.
Provenienz:
- Nachlass Ernst Ludwig Kirchner
- Galerie R. N. Ketterer, Campione (1964)
- Sotheby's New York, Auktion 14. Mai 1980, Lot 230
- Sammlung Friedrich Wilhelm Waffenschmidt, Köln
Ausstellungen:
- Galerie R.N. Ketterer, Campione 1964, Kat.-Nr. 54 mit Farbtafel
Literatur:
- Gordon, Donald E.: Ernst Ludwig Kirchner. Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München 1968, WVZ.-Nr. 468 mit s/w Abb.
- Album des Künstlers Nr. II, Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach, Foto Nr. 113 (unveröffentlicht)
Informationen Sammlung Waffenschmidt
Ernst Ludwig Kirchner musste Ende 1915 als Rekrut des Mansfelder Feldartillerie-Regimentes Nr.
75 "wegen Lungenaffektion und Schwäche" beurlaubt werden. Sein Reitlehrer, der aus der Schweiz stammende Prof. Hans Fehr, Jurist, Freund von Emil Nolde und seit 1907 "Passiv-Mitglied" der "KG Brücke", setzte sich beim zuständigen Stabsarzt für ihn ein und erreichte, dass ihm ein mehrwöchiger Erholungsurlaub bewilligt wurde. Letztlich keine Lösung. Kirchner war zu krank, brauchte eine ärztliche Behandlung: "Ich bin momentan vom Militär entlassen und will ein Sanatorium aufsuchen, ... Ich fühle mich halbtot von geistigen und körperlichen Qualen", schrieb er an einen Freund. Sein Ziel: Das von Dr. Oscar Kohnstamm geleitete Sanatorium in Königstein im Taunus. Schon bald konnte er melden: "Es stürmen oft in solcher Menge Bilder auf einen ein, dass man nicht weiss, was zuerst beginnen." Sein Zustand besserte sich. Die Erkrankungen traten zurück. Er arbeitete. Für ihn die beste Therapie; möglicherweise die einzige. Und dann entstanden in rascher Folge Zeichnungen, Gemälde, frisch, duftig wie Aquarelle. "Es sind die einzigen Ruhepunkte für einen Ruhelosen." Weiterer Ansporn: Im nahen Frankfurt/Main hatte der Sammler Dr. Carl Hagemann von dem, was gerade entstand, gehört und drängte, Bilder zu sehen - und zu kaufen. Kirchner reagierte, sagte zu: "Das Bild Bahnhof Königstein [Gordon 469] bekommen Sie natürlich gerne .. Ich freue mich, wenn diese letzten Dinge, die mit größter Kraftanstrengung gemacht sind, in guten Händen sind." Das Gemälde, für Jahrzehnte Teil der Sammlung Hagemann, überlebte die Zeit der "entarteten Kunst". Bemerkenswert: Unmittelbar vor diesem Meisterwerk schuf Kirchner jenes Werk, das den Titel "Villen" trägt. [Gordon 468]. Ein Kleinod: Die Taunuslandschaft erlebte der Künstler als freie Natur, geprägt von dichtem Hochwald und weiten Bergen, erfasst nicht in gleichmäßig strukturierten Flächen, sondern mit den schwingenden Bewegungen der Malerhand. Inmitten "Villen" in Königstein, die in Untersicht hoch aufragen und ein Moment von Beschütztsein und Sicherheit vermitteln. Ein Gemälde, das - mit verdünnten Malmitteln gemalt; typisch für Kirchner - aus den Stärken der Zeichnung, aus der farblichen Brillanz des Aquarells lebt: Schnell, hell und heiter.
(Gerd Presler).
Robert van den Valentyn
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30.05.2018,
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