1930 Hannover - 1998 Basel
Moderne und Zeitgenössische Kunst (25.+26.11.2015)
am
25.11.2015,
Los
293
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
58.050
(inkl. Aufgeld)
Roth, Dieter
1930 Hannover - 1998 Basel
Gewürzfenster. 1971. Gewürze zwischen Glasscheiben in fünf Holzrahmen, weiß gefasst, in Hauptrahmen. 78 x 157 x 7cm. Bezeichnet, nummeriert und datiert auf dem äußeren Rahmen rechts: Extraexemplar II/IV 1971. Sowie signiert auf Etikett: Diter Rot.
Es handelt sich bei der vorliegenden Arbeit um eines von sechs Extraexemplaren, die Mitarbeiter von Dieter Roth vorbehalten waren. Somit erschien diese Arbeit außerhalb der Auflage von 37 römisch nummerierten Exemplaren (davon 30 weiß gestrichen und 7 ungestrichen). Dieser Arbeit liegt ein Zertifikat der Dieter Roth Foundation, Hamburg, bei.
Provenienz:
Direkt vom Künstler
Privatsammlung Frankreich
Literatur:
Dobke, Dirk: Bücher + Editionen, Catalogue Raisonné, Hamburg/London 2004, S. 37, Farbabb.
Das vorliegende Objekt gehört zu Dieter Roths eigenwilliger Werkgruppe unterschiedlicher Gewürzobjekte, die hauptsächlich in den Jahren 1970/71 entstehen.
"Das Gewürzfenster, dessen Fertigung 1970 beginnt, ist als einziges Gewürzobjekt als Auflage in zwei verschiedenen Versionen in insgesamt 37 Exemplaren (sowie 6 Extraexemplare für Mitarbeiter) verlegt worden. Vergleichbar dem Gewürzobjekt in Krefeld bestehen die Gewürzfenster aus fünf deutlich kleineren einzelnen Elementen, die zusammen in einen flachen Holzkasten montiert sind.
Die einzelnen Rahmen sind jeweils auf der linken Seite mit einem Messing-Scharnier befestigt, so dass man die Fenster einzeln herausklappen kann. Das ermöglicht es, sowohl die vordere als auch die hintere Seite zu betrachten, obwohl die Arbeit an der Wand hängt. Auf den einzelnen Rahmen befinden sich erneut die blanken, metallenen Griffe zum Öffnen der Holzleisten auf der Oberseite. Sie ermöglichen es, am Inhalt zu riechen, da der Geruchsinn bei diesen Gewürz-Arbeiten fast ebenso stark angesprochen wird wie das visuelle Erleben. (...) Es befinden sich hier in jedem Rahmen unterschiedliche Gewürze in Schichten übereinander. Dadurch ergibt sich eine farbige Struktur, die entfernt an Bodenreliefs erinnert, wie sie von Geographen zur Veranschaulichung von Erdschichten angelegt werden. (...) Roths Einsatz der verschiedenen Gewürze in der bildenden Kunst lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der Künstler macht das reine Gewürz in seiner pulverisierten Form aufgrund seiner farblichen und strukturellen Eigenschaften zum Gegenstand seiner Arbeit, indem er es in fensterartigen Rahmen aufschüttet. Dabei erweist sich das Material zumindest in der ersten Zeit in seiner Intensität manchem Farbpigment ebenbürtig. Als lichtecht kann man allerdings die wenigsten Gewürze bezeichnen, da die organische Substanz im Laufe der Zeit zumeist ausbleicht. Er benutzt die rein pflanzlichen, wenngleich zermahlenen Rohstoffe wie Farbe zur künstlerischen Gestaltung (...). Roth erwirbt die Gewürze in großen Mengen im Handel und schichtet Sie übereinander und hintereinander zu bizarren Formen auf. Interessant ist dabei zu beobachten, wie sich auch innerhalb einer Gewürzsorte durch das Aufschütten feine, z.T. wellenartige Strukturen ergeben. (...) Dem Farbpigment sind die Gewürze zudem durch eine zusätzliche sinnliche Erfahrbarkeit sogar überlegen: Sie riechen - und zwar nicht undefinierbar oder chemisch, sondern sind einem alltäglich vertraut. (...) Die Objekte bekommen dadurch eine zusätzliche Dimension, dass der Betrachter mit ihnen in Interaktion treten kann."
(Aus: Dobke, Dirk: Dieter Roth 1960 - 1975, Melancholischer Nippes - ergänzt und kommentiert von Dieter Roth, Band I, Köln 2002, S. 76 ff.).
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363. Moderne und Zeitgenössische Kunst (25.+26.11.2015),
am
25.11.2015,
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