1962 Eutin
From a Universal Collector - The Olbricht Collection
am
26.09.2020,
Los
368
Taxe: € 250.000
Ergebnis: €
438.600
(inkl. Aufgeld)
RICHTER, DANIEL
1962 Eutin
Titel: "Das Recht".
Datierung: 2001.
Technik: Öl und Lack auf Leinwand.
Maße: 256 x 370cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso: Daniel Richter 2001. Hier zudem betitelt. Mit Werk-Nr. auf umgeschlagener Leinwand bezeichnet: DR 122.
Provenienz:
- Contemporary Fine Arts, Berlin (Stempel und Aufkleber)
Ausstellungen:
- K 21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2002/2003 (Aufkleber)
- Museum für Gegenwartskunst, Basel 2006 (Aufkleber)
- Museum Folkwang, Essen 2007
- La Maison Rouge, Paris 2011/2012
- Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek 2016/2017
- Belvedere 21, Museum für zeitgenössische Kunst, Wien 2017
- Camden Arts Center, London 2017
Literatur:
- Heynen, Julian (Hrsg.): Daniel Richter - Grünspan, Bielefeld 2002, Kat.-Nr. 16, S. 114, Abb. S. 64f.
- Kaiser, Philipp (Hrsg.): Daniel Richter - Huntergrund, Ostfilder 2006, S. 224, Abb. VII
- Eskildsen, Ute/Olbricht, Thomas: Rockers island - Olbricht collection, Göttingen 2007, S. 275, Abb. S. 67
- Wolfgang Schopmann: Mémoires de futur - La collection Olbricht, Lyon 2011, Abb. S. 129
- Holm, Michael Juul (Hrsg.): Daniel Richter - Lonely old slogan, Humlebaek 2016, S. 78, Abb. S. 44f.
Daniel Richter ist einer der relevantesten zeitgenössischen Künstler Deutschlands. "Das Recht" ist eines der frühen Werke aus Richters zweiter Werkphase. In der ersten Werkphase malte er vorwiegend abstrakt, um die Jahrtausendwende jedoch wurden seine Sujets zunehmend figürlicher. Das 2001 entstandene Werk gibt hervorragenden Einblick in diese Entwicklung. Geprägt von der abstrakten Malerei schreckt Richter auch bei seinen figürlichen Motiven nicht vor großen Formaten zurück.
Die rohe Gewalt, die Richter in seinem Werk "Das Recht" auf Leinwand bannt, schockiert den Betrachter. Mit weit aufgerissenem Maul und Augen liegt in einem Wald in hilfloser Position ein Pferd auf dem Rücken, den Huf in verzweifelter Abwehrhaltung schützend über den Kopf gehoben. Währenddessen malträtieren zwei Männer mit Knüppeln das Pferd. Einer von ihnen hat das Gesicht zu einem diabolischen Grinsen verzogen. Leere Kartons, die das Geschehen einrahmen, lassen die Szenerie fast surreal erscheinen, denn ein Grund für das Vorhandensein derselben ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich.
Der Titel "Das Recht" gleicht in diesem Kontext einer Perversion, findet auf den ersten Blick doch offensichtliches Unrecht statt. Die brachiale Gewalt und die teilweise offen zur Schau getragene Freude, mit der diese gegen ein vermeintlich unschuldiges Tier ausgeübt wird, provozieren den Betrachter. Doch natürlich sind die Dinge nicht so offensichtlich, wie sie zunächst scheinen. Wie bei einem Detektivspiel platziert Daniel Richter kryptische Hinweise im Bild und legt eine Spur, die den Betrachter einlädt, ihr in die tieferen Deutungsebenen des Bildes zu folgen. Die Spur beginnt mit den gestapelten Kisten, die wie für die Aufbewahrung von Akten gemacht scheinen. Akten fallen besonders in bürokratischen Systemen an und letztendlich deutet Richter damit an, was der Kurator Axel Köhne anlässlich einer Ausstellung 2017 im Belvedere in Wien, bei der auch das vorliegende Werk gezeigt wurde, ausspricht: Das Pferd symbolisiere den untergehenden Nationalsozialismus.
Die Gründe Richters, den Nationalsozialismus in dieser Arbeit als Pferd darzustellen, sind vielschichtig. Das Pferd ist, besonders in der westlichen Bildtradition, ein Symbol weltlicher Macht. Richter stellt das Pferd dermaßen in Angst und Panik versetzt dar, dass es sich auf den Rücken gedreht hat. In dieser Position ist es dem Pferd unmöglich, den Herrscher, von dem ohnehin nur noch die leeren Aktenkisten zeugen, auf seinem Rücken zu tragen. Pferd und Aktenkisten werden von Richter meisterhaft in Beziehung gesetzt. So symbolisiert das Pferd die Unterstützung des weltlichen Herrschers in der westlichen Bildtradition, während die Akten, besonders im Nationalsozialismus, eine sehr ähnliche Rolle einnehmen. Richter knüpft mit seinem Werk also nicht nur an bestehende Darstellungsformen in der Kunstgeschichte an, sondern schafft auch eine eigene, moderne Bildsprache, die der Betrachter nachvollziehen kann.
Mit seinen scharfen und schonungslosen Werken verhandelt Richter nicht nur Fragen innerhalb der Malerei, er bietet mit seinen Arbeiten auch einen Ausgangspunkt für die Diskussion politischer und gesellschaftlicher Fragen.
Robert van den Valentyn
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454. From a Universal Collector - The Olbricht Collection,
am
26.09.2020,
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