1897 Dresden - 1977 Berlin
Modern | Post War | Contemporary
am
29.11.2017,
Los
22
Taxe: € 60.000
Ergebnis: €
129.000
(inkl. Aufgeld)
FELIXMÜLLER, CONRAD
1897 Dresden - 1977 Berlin
Titel: "Sommerabend".
Datierung: 1923.
Technik: Aquarell auf Maschinenbütten.
Maße: 63,5 x 49cm.
Bezeichnung: Signiert und datiert verso unten: felixmüller 1923. Darunter betitelt.
Rahmen/Sockel: Rahmen.
Provenienz:
Dr. Franz Goerger, Neuss
seitdem in Familienbesitz
Dr. Franz Goerger war Gründungsmitglied der "Gesellschaft zur Förderung Deutscher Kunst des 20. Jahrhunderts e.V." in Neuss. Er hat dort zahlreiche Ankäufe von Expressionisten aus den Jahresausstellungen getätigt.
Erst 26 Jahre ist Conrad Felixmüller alt, als er das Aquarell "Sommerabend" malt. Zu dieser Zeit ist er bereits ein angesehener Künstler. Nach erstem Unterricht an der Kunstgewerbeschule und der Privatschule von Ferdinand Dorsch besucht er von 1913 bis 1915 die Königliche Kunstakademie in Dresden. Schon im Abschlussjahr ist er als freischaffender Künstler tätig. So stellt er unter anderem erstmals in der Berliner Galerie Hewarth Waldens aus, für dessen "Sturm"-Zeitung er kurzzeitig schreibt. Auch beginnt er für andere Zeitschriften wie etwa "Die Aktion" und ab 1917 "Menschen" zu arbeiten. Letztere geht aus den "Expressionistischen Soireen" hervor, Dichterlesungen und Diskussionsabende, die in seinem Atelier stattfinden.
1919 gründet er gemeinsam mit Dix, Segal, Schubert und Heckrott die "Dresdener Neue Sezession Gruppe 19" (Austritt Ende des Jahres) und wird Mitglied der Berliner "Novembergruppe". Zudem tritt er der KPD bei (bis 1924). Im folgenden Jahr erhält er den Sächsischen Staatspreis. Den damit verbundenen Studienaufenthalt in Rom lehnt er ab, stattdessen unternimmt er eine Exkursion ins Rheinland und Ruhrgebiet.
In dieser frühen Schaffensphase entwickelt Felixmüller in seinen bildnerischen Kompositionen einen Expressionismus, den er im sozialkritischen Sinne unter anderem als revolutionären Protest gegen die kriegsbedingte Zerstörung der Welt versteht. Inspirationen findet er insbesondere bei den Werken der Brücke-Künstler, aber auch der Kubisten und Futuristen. Hierfür ist unser Aquarell ein eindrucksvolles Beispiel: Im Vordergrund befindet sich ein eng aneinandergerücktes Paar, das sich zu einem Kuss zusammenfinden will. Hinter ihnen gibt das Fenster den Blick frei auf Bäume, Dächer, einen Kirchturm und Felder. Die starke Ausschnitthaftigkeit unterstreicht die Intimität und Innigkeit des Augenblicks. Hierzu stehen die drastische, beinahe düster wirkende Farbgebung und der dynamische Duktus im Kontrast. So ist die dargestellte Idylle eines ruhigen Sonnabends trügerisch - wird das Liebesglück der beiden durch die Wirren der Zeit bedroht, oder trotzt es diesen? Eindringlich gibt hier der Künstler Einblick in seine Gefühlswelt. Er hat sich selbst mit seiner Frau Londa von Berg dargestellt. Dies tut er während seiner gesamten Schaffenszeit immer wieder. Auch zeigt er sich in Selbstbildnissen oft mit seinen Söhnen, mit dem Vater oder Bruder. Auf diese Weise versichert er sich seinem Familienglück ohne materielle Sorgen im Wandel der Zeit.
Robert van den Valentyn
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401. Modern | Post War | Contemporary,
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