1923 Caracas/Venezuela - 2019 Paris
Modern | Post War | Contemporary
am
02.12.2020,
Los
123
Taxe: € 40.000
Ergebnis: €
49.020
(inkl. Aufgeld)
CRUZ-DIEZ, CARLOS
1923 Caracas/Venezuela - 2019 Paris
Titel: "Schwimmende Chromostruktur".
Untertitel: Schiffsmodell im Maßstab 1:100.
Datierung: 1988-1989.
Technik: Metall, Kunststofffolie und Papier, partiell bemalt. Auf Holzplinthe mit Acrylglashaube.
Maße: 35 x 175 x 41,5cm.
Bezeichnung: Signiert auf Aluminiumplakette auf der Plinthe rechts: Cruz-Diez. Darunter Plakette mit Werkangaben.
Sockel/Rahmen: Holzsockel (85 x 175 x 35cm).
Der Arbeit liegt ein erster, signierter Entwurf zur "Schwimmenden Chromostruktur" von 1988 bei (Collage auf leichtem Karton, fünffach gefaltet, 192 x 33,5cm).
Provenienz:
- Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (direkt vom Künstler)
Ausstellung:
- Museum Ratingen, 2006
- Museum of Fine Arts, Houston 2011 (mit weiteren Stationen in Buenos Aires, Sao Paolo und Mexico City)
Literatur:
- Olea, Héctor/Ramirez, Mari Carmen: Carlos Cruz-Diez. Color in Space and Time. Houston/New Haven 2011, S. 494 f., Abb.
Der venezolanische Künstler Carlos Cruz-Diez ist neben Viktor Vasarely und Julio Le Parc einer der führenden Persönlichkeiten der kinetischen und optischen Kunst. Er studiert an der École des Beaux-Arts de Caracas und arbeitet zunächst als Grafiker und Illustrator.
Ab 1955 beschäftigt er sich intensiv mit wissenschaftlichen Farbtheorien und geometrischen Abstraktionen und untersucht das Zusammenwirken von Farbe und kinetischer Kunst. Nach diversen Lehrtätigkeiten in Caracas läßt er sich ab 1960 dauerhaft in Paris nieder und lehrt ab 1972 an der École Superieure des Beaux Arts in Paris als Professor für kinetische Techniken. In den letzten fünfzig Jahren hat Cruz-Diez die wahrnehmbaren und situativen Eigenschaften von Farbe im Raum erforscht und mit den Illusionen der Sinneswahrnehmung experimentiert. Mehr als nur eine optische Täuschung zeigen die kinetischen Effekte, die durch die chromatischen Bewegungen seiner charakteristischen "Physichrome" und "Chromostrukturen" ausgelöst werden. Mit seinen revolutionären Techniken verändert der Künstler die Sehgewohnheiten des Publikums. Das vorliegende Schiffsmodell eines Stückgutfrachters spielt in seiner Gestaltung mit genau diesen optischen Täuschungen und trägt unverkennbar die Handschrift Carlos Cruz-Diez.
Der Realisierung dieses Schiffmodells geht eine spontane Idee eines Mannes voraus, der keine Vision scheut und den Mut hat diese umzusetzen: Jürgen Preuss, ein deutscher Top-Manager in der Überseeschifffahrt, fragt sich 1987, ob es nicht eine Alternative zur Verschrottung von ausgedienten Hochseefrachtern geben kann. Er ist als Sammler selbst der modernen Kunst sehr verbunden und hat die Vision einer Umnutzung als schwimmende Kulturzentren - den sogenannten FLAGSHIPS (Floating Art Giant Ships). Sie sollen in den großen Häfen dieser Welt zu sehen und zu begehen sein. Dabei soll Ingenieursleistung historisch festgehalten und mit Kunst und Kultur kombiniert werden. Und er fragt sich, ob er Künstler dazu bringen kann, an der Ausgestaltung der Frachter anhand von Modellen mitzuwirken.
Informationen zu seinem Projekt und Pläne von Schiffsmodellen versendet er an 30 international bekannte Künstlern. 15 Künstler zeigen sich enthusiastisch und goutieren die Idee. Vier Künstler gestalten seine Schiffsmodelle. Carlos Cruz-Diez war sofort begeistert von dem Projekt und schickt schnell erste Entwürfe zur Gestaltung des Schiffes. Cruz-Diez hat bereits zuvor an diversen Projekten gearbeitet, in denen Kunst und Architektur miteinander verschmolzen waren, mit Auftragsarbeiten für öffentliche Räume in Frankreich, Spanien, Südkorea und den USA. 1977 gestaltet Cruz-Diez zwei gewaltige Turbinenhallen des Guri-Staudamms in Venezuela, dem drittgrößten Staudamm der Welt. Ein intensiver Austausch zwischen Carlos Cruz-Diez und Jürgen Preuss entwickelt sich und führt zu dem wunderschönen Entwurf dieser "Schwimmenden Chromostruktur", die 2011-2013 in seiner großen retrospektiven Ausstellung "Carlos Cruz-Diez: Color in Space and Time" im Museum of Fine Art in Houston, mit weiteren Stationen in Buenos Aires, Sao Paulo und Mexico City, ausgestellt wird. Leider ist das Projekt aus finanziellen Gründen nie realisiert worden. Carlos Cruz-Diez hätte an der Umsetzung dieses Projektes sicher seine Freude gehabt.
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