1859 Bozen - 1930 Wien
Fine Art
am
14.11.2024,
Los
1323
Taxe: € 10.000
Ergebnis: €
17.160
(inkl. Aufgeld)
DELUG, ALOIS1859 Bozen - 1930 Wien
Titel: Christen auf der Flucht.
Datierung: Vor 1888.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 180 x 134,5cm.
Bezeichnung: Signiert unten links: "A. Delug".
Rahmen: Rahmen.
Ausstellung:
III. int. Kunstausstellung im Glaspalast, München 1888, Nr. 860.
Literatur:
Ausst.Kat. Bozen 1990: Alois Delug, 1859 - 1930, S. 14, sw-Abb. 3, S. 69.
Provenienz:
Privatbesitz, Deutschland;
French Gallery, England.
Das Gemälde Christen auf der Flucht, ist Alois Delugs Abschlussarbeit an der Akademie der Künste in Wien. Dort hatte der junge, aus Bozen stammende Künstler bei dem Historien- und Orientmaler Leopold Carl Müller gelernt. Er ist 27 Jahre alt, als er diese großformatige Komposition schafft, die so überzeugen kann, dass ihm dafür der Rompreis der Akademie, verbunden mit einem Italien-Stipendium zuerkannt wird. Seinem etwa zweijährigen Italienaufenthalt schließen sich Reisen durch Frankreich, Belgien und Holland an, bevor Alois Delug sich für einige Jahre in München, ab 1896 dann dauerhaft in Wien niederlässt. Hier übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie, wird ein wichtiger Reformator des Hochschulwesens und einflussreicher Lehrer.
Auch Kunstpolitisch ist Delug - u.a. 1897 als Mitbegründer der Wiener Sezession - wirksam.
Die Wurzeln von Alois Delugs Gesamtwerk liegen in der naturalistischen Historienmalerei, in den 1890er Jahren kommen symbolistische Tendenzen hinzu. Später malt er überwiegend Porträts; viele Aufträge erhält er aus Österreich und Deutschland, aber auch aus England und den USA.
Der junge Alois Delug wendet in dem vorliegenden Gemälde Christen auf der Flucht einen besonderen Kunstgriff an: Die Komposition ist so angelegt, dass der Betrachter selbst scheinbar zu der Menschengruppe gehört, die sich in einer Höhle verbirgt. Die hier Versammelten haben ihre volle Aufmerksamkeit auf das Geschehen außerhalb ihres Verstecks gerichtet, das durch die Höhlenöffnung am linken Bildrand und wohl auch durch einen Spalt im Bild-Hintergrund zu erspähen ist. Auch der Betrachter muss über die Schulter des Jungen im grünen Gewand hinausspähen, um vage zu erkennen, wer die Gruppe in Angst und Schrecken - bis zur Ohnmacht - versetzt: Es sind einfallende Hunnen, die das Dorf der Geflüchteten brandschatzen und plündern.
Die unterschiedlichen Emotionen der Christen führt Alois Delug in dieser Szenerie vor Augen: Das abwehrende Erschrecken des Jungen im grünen Gewand, die Fürsorge der Frau im roten Kleid um die Ohnmächtige im Zentrum, die Schutz gebende, stehende Frau am rechten Bildrand, die einen Säugling trägt und an die sich ein ängstliches Kind schmiegt. Starkes Licht fällt durch den Höhleneingang und beleuchtet die Szenerie bis zum rechten unteren Bildrand. Die Figur der ohnmächtigen Frau im blauen Kleid und der ihr zugewandten Personen nahm Alois Delug zwei Jahre später in dem Gemälde "Die heiligen Frauen am Kreuzweg" wieder auf.
Historienmalerei galt an den Kunstakademien als die höchste der Kunstsparten, weil sie an einem geschichtlichen Exempel überzeitliche menschliche Emotionen vor Augen führt. So sind Christen auf der Flucht von Alois Delug gerade heute von einer beklemmenden Aktualität.
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