Works of Art & Art Nouveau
am
16.05.2024,
Los
632
Ergebnis: €
26.400
(inkl. Aufgeld)
PAAR BEDEUTENDE CACHEPOTS MIT GESCHNITTENEM PÄONIENDEKOR.
Herkunft: China.
Dynastie: Kangxi-Periode (1622-1722).
Technik: Porzellan mit weißer Glasur und blauem Dekor.
Beschreibung: Auf flachem, unglasiertem Boden, steile, kugelig eingezogene Wandung mit verdicktem
Lippenrand. Je umlaufend dekoriert mit flach eingeschnittenem Qilong-Drachen zwischen dichtem Päonienblütengrund, dazwischen vier rechtwinklige, an den Ecken eingezogene Reserven gefüllt in tiefem Kobaltblau mit gebirgigen Flusslandschaften mit Figuren bzw. den 1000 Kostbarkeiten, an Schulter und Fuß zusätzlich ein Kranz von herz- und granatapfelförmigen Reserven gefüllt mit Lotoszweigen, aus Felsen herauswachsenden Blumen und Phönix ebenfalls in Kobaltblau.
Maße: Jeweils Höhe 50cm, ø ca. 53cm.
Ein Bassin restauriert. Glasur bei beiden stellenweise berieben.
Provenienz:
- Sammlung August des Starken, Johanneum Dresden.
- Auktion Rudolf Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin, 12. Oktober 1920, Dresden, Katalog-Nrn. 788-789, Abb. Tafel 39.
- Inventar Kunsthandlung A.S. Drey, München, 1920.
- Auktion Paul Graupe Berlin, 17. und 18. Juni 1936, Kat. Nr.356, Abb. Tafel 68.
- Porzellansammlung Ernst Georg Schneider (1900-1977).
- Als Dauerleihgabe in der Präsentation der Stiftung Ernst Georg Schneider in Schloss Jägerhof, Düsseldorf und Ankauf durch die Stadt Düsseldorf 1987.
- Restituiert an die Erben der früheren Teilhaber des Kunsthauses A.S. Drey November 2023.
Literatur:
- Auktionskatalog Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Porzellan, Gemälde, Elfenbeinskulpturen, Waffen aus den Sächsischen Staatssammlungen - Johanneum, Grünes Gewölbe, Gemäldegalerie in Dresden. Versteigerung in Dresden, Dienstag, den 12. Oktober 1920, S.46, Kat.Nrn. 788, 789, Tafel 39.
- Auktionskatalog Paul Graupe, Berlin: Aus dem Besitz der Firma A.S. Drey München (Räumungsverkauf), 17. Und 18. Juni 1936, S.60, Kat.Nr.356, Tafel 68.
- Link zu dem Katalogeintrag eines vergleichbaren Cachepot der Sammlung des SKD im Dresdner Zwinger: https://royalporcelaincollection.skd.museum/unique/object/157845.
Die beiden hier vorliegenden, großen Cachepots zeichnen sich nicht nur durch ihre beeindruckende Größe und aufwändige Glasurtechnik aus, sondern vor allem durch die Geschichte ihrer Provenienz.
Ursprünglich befanden sie sich in der Porzellansammlung August des Starken (1670-1733) in Dresden.
Der sächsische Kurfürst war schon sehr früh der sogenannten "maladie de porcelaine" anheimgefallen. Nicht nur gründete er im Jahre 1710 die erste europäische Porzellanmanufaktur, sondern sammelte mit großer Leidenschaft Porzellanobjekte chinesischen und japanischen Ursprungs, welche Anreiz und Vorbild der Manufakturgründung darstellten. Am bekanntesten sind vermutlich die sogenannten Dragonervasen aus der Kangxi-Zeit, welche er 1717 zusammen mit weiteren Stücken im Tausch gegen 600 Reiter aus seiner Armee von Friedrich Wilhelm I. von Preußen erhielt. Die chinesischen Porzellane der Sammlung fanden beispielsweise aber auch über holländische Händler ihren Weg an seinen Hof und wurden in dem eigens als "Porzellanschloss" umgestalteten Japanischen Palais, zusammen mit den Erzeugnissen seiner eigenen Porzellanmanufaktur ausgestellt.
Die beiden großen Cachepots - so wie auch die anderen, noch heute in der Dresdner Porzellansammlung befindlichen Stücke - wurden in der Zeit August des Starken vermutlich mit kleinen Bäumen, genauer wohl Orangenbäumen bepflanzt, wie das Inventar erwähnt. Die heutige Sammlungspräsentation zeigt sie, nun natürlich unbepflanzt, beeindruckend Inszeniert in der Ostasiengalerie des Zwingers.
Im Oktober 1920 wurden die beiden hier vorliegenden Cachepots dann, zusammen mit weiteren außergewöhnlichen Werken der ehemaligen königlichen und nun staatlichen Sammlung, im Rahmen einer Auktion zu Gunsten des Sächsischen Kunstvereins in Dresden angeboten. Sie wurden als "Zwei große Blumenkübel" unter den Losnummern 788 und 789 aufgeführt (siehe auch die historische Aufnahme aus dem damaligen Auktionskatalog). Es handelte sich bereits um die zweite Versteigerung dieser Art um finanzielle Mittel für Neuerwerbungen zu generieren.
"In der Hauptsache gehören sie jenen alten Beständen an, die der ebenso pracht- wie kunstliebende König August der Starke sowie sein nicht minder kunstbegeisterter Nachfolger König August III. von Polen im 18. Jahrhundert zusammengebracht haben und die die Grundlage der weltberühmten Sammlungen Dresdens geworden sind" (Lepke 1920, Vorwort).
Ausgewählt wurden Doppelstücke der Sammlung und neben den hier vorliegenden Cachepots wurden nicht nur einige weitere Cachepots sondern auch Vasensätzen, monumentalen Deckelvasen und Figuren aus dem Bereich des chinesischen Porzellans angeboten.
Die beiden hier vorliegenden Cachepots waren ab 1920 Teil des Warenbestands der 1866 von Aron Schmay Drey in München gegründeten Kunsthandlung A.S. Drey. Das Unternehmen befand sich Anfang der 1930er Jahre immer noch in Familienbesitz und unter dem NS-Regime wurden seine Nachkommen verfolgt und die Kunsthandlung erzwungenermaßen geschlossen. Als weitere Repressalie wurden im Rahmen dieser Verfolgung hohe Steuernachforderungen und Strafen gefordert. Zur Begleichung dieser Ansprüche waren die Inhaber gezwungen das Inventar der Kunsthandlung in einem Räumungsverkauf im Rahmen einer Auktion zu veräußern. Am 17. Und 18.6.1936 kamen neben zahlreichen anderen Kunstgegenständen auch die beiden hier vorliegenden Cachepots in der Auktion des Auktionshauses Graupe in Berlin zum Aufruf (Los 356, Tafel 68).
Der Käufer damals bei Graupe ist unbekannt, später befanden sich die beiden Stücke dann in der Sammlung des Unternehmers und Kunstmäzens Ernst Schneider (1900-1977). Bereits zu Lebzeiten war er sehr aktiv in verschiedenen Gremien von Theatern und Kunstsammlungen sowie Gründungsmitglied mehrere Gesellschaften, wie beispielsweise der Gesellschaft der Keramik-Freunde Düsseldorf. Seine Sammlung umfasst neben Silber oder Möbeln des 18. Jahrhunderts vor allem eine außergewöhnlich große Anzahl früher Porzellane der Manufaktur Meissen höchster Qualität. Der größte Teil der Meissner Porzellan-Sammlung Stiftung Ernst Schneider befindet sich seit 1968 im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums und wurden ab 1971 in Schloß Lustheim ausgestellt. Sie gilt nach der Sammlung des Dresdner Zwingers als eine der größten und wichtigsten Sammlungen von Meissner Porzellan des 18. Jahrhunderts.
Ein erster Teil seiner Sammlung wurde bereits ab 1955 als Dauerleihgabe in Schloss Jägerhof in Düsseldorf ausgestellt, darunter auch die beiden hier vorliegenden, großen Cachepots. Diese wurden 1987 von der Stadt Düsseldorf angekauft und Ende des Jahres 2023 im Zuge der Recherchen der Provenienzforschungsstelle an die Erben der früheren Teilhaber des Kunsthauses A.S. Drey restituiert.
Wir freuen uns nun, Ihnen diese beiden außergewöhnlichen Objekte mit ihrer wechselvollen Geschichte bei VAN HAM präsentieren zu können.
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