Arbeiten aus feuervergoldeter Bronze bilden ein eigenes Genre. Sie entstanden anfangs in der Zusammenarbeit verschiedner Handwerker für die Höfe Europas. An ihrer Herstellung waren Entwerfer, Bildhauer, Modelleure, Gießer, Vergolder und Zisleure beteiligt. Dann, nach dem Ende des 18. Jahrhunderts, wurden sie von Bronziers hergestellt. In Deutschland und im deutschen Sprachraum heißen sie Gürtler. Im Laufe des 18. Jahrhunderts bildeten sich für die Arbeiten eigene Worte. Sie heißen bronzes dorés, gilt bronzes, ormulu, bronzes d´ameublement oder decorative bronzes bzw. ouvrages de bronze, Bronzearbeiten oder bronze work.
Die Absicht war, Geräte aus Gold und Silber oder aus Vermeil dem Augenschein nach durch eine andere Handwerkstechnik aus unedlem Metal zu ersetzen, welche den Arbeiten aus Edelmetall möglichst nahe kam. In ihrer Typologie sind Bronzearbeiten stets zweckgebunden, von skulpturalem Ornament bestimmt und zumeist mit Figuren geschmückt. In einem kontinuierlichen Verlauf zwischen 1680 und 1835 entwickelten sich eng zusammenhängenden Werkstätten für die Bronzearbeiten, dann ging das Kunsthandwerk in der Kunstindustrie auf. Schließlich wurde die künstlerische Entwicklung nach 1900 durch rein kopierende Reproduktionstechniken ersetzt. Vergoldete Bronzen sind den Repräsentationsräumen der Stadtpalais und Schlösser zugeordnet. Sie dienten dem Schmuck einesbestimmten Raumtyps und sind auf den französischen Kamin hin orientiert. Hier fanden sich auf dem Sims die Pendulen, Brûle-parfums, Vasen, Kandelaber, Dreifüße sowie Kaminböcke und Carteluhren. Der damals entwickelte achsensymmetrische, verspiegelte Raum wobei die Verspiegelung die Raumachsen betonte , war auf eine bestimmte Art der Beleuchtung bezogen, die in der Regel ebenfalls auf feuervergoldeten Bronzen in Form von Lüstern, Kandelabern, Girandolen, Wandleuchtern und Spiegelblakern basierte. Die Qualität der Oberflächenbearbeitung der Bronze ist auf den Schein des Kerzenlichtes und des Kaminfeuers abgestimmt. In den Spiegeln, denen die Bronzen zugeordnet waren, verstärkte sich die Wirkung des Lichtes und die Bronzen erschienen im Reflexlicht und in Verdoppelung.Spiegel und Bronzearbeiten bildeten ein gemeinsames System der Raumkomposition.
Mit dem Veralten dieses Raumtyps, mit der Abschaffung der Kaminfeuerung sowie der Kerzenbeleuchtung eines Raums verschwanden gegen 1830/40 auch die Bronzearbeiten, die dadurch ihre Grundfunktion verloren und nur noch dekoratives Beiwerk von historisierenden Stilzimmern wurden. Im gesellschaftlich orientierten Ideal vom Ancien Régime, das der sozial führenden Schicht der Hochfinanz, der Reeder und Ölmagnaten im späten 19. und 20. Jahrhunderts die Regel war, kam es zu einem Wiederaufleben des historischen Raumtyps und damit auch der Bronzearbeiten, die als Zeichen des Reichtums und Wohlstandes weiterhin von dem vergangenen goldenen Zeitalter kündeten.
Die Stücke wurden im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts jedoch nur noch repräsentativ und ornamental verwendet. Die Garnituren geraten auseinander und werden zum objet d´art. Bronzen haben immer erstaunlich hohe Preise erzielt. Für sie wurden sehr hohe Summen eingesetzt. Die Preise für eine Pendule schwankten zwischen 100 Livres bis 11.000 Livres, was einem Gegenwert von nahezu einer halben Million Euro entspricht.
Wegen der hohen Kosten und der Sorgfalt bei ihrer Herstellung gehörten Bronzearbeiten stets zur Avantgarde der stilistischen Entwicklung und waren ein führendes Genre kunsthandwerklicher Produktion. Der erste Schritt zu ihrer Herstellung war ein zeichnerischer oder plastischer Entwurf, der zweite ein plastisches Modell aus Holz oder Gips, der dritte dann die negativen Modellabformungen, um in einem vierten Schritt davon ein positives Wachsmodell zu gewinnen, das im Cire perdu-Verfahren eingesetzt wurde. Der sechste Schritt war ein Guss, wozu man sich durch Einschmelzen älterer Metallarbeiten die Gussmasse verschaffte. Man rechnete in der Regel drei Viertel Messing und ein Viertel Rotkupfer für die Schmelzmasse. Kriterien waren gute Gießbarkeit und Geschmeidigkeit sowohl im Guss als auch bei der Ziselierung. Um 1817 wurden als optimale Zusammensetzung 82% Kupfer, 18% Zink, 3% Zinn und 1,5% Blei erachtet, gleichzeitig aber gesagt, dass die Anteile von Blei und Zinn auch untereinander getauscht werden könnten, ohne dass sich das Gießergebnis daher verschlechtere. Beim Guss, der im Wachsausschmelzverfahren oder im Sandbett stattfand, entstanden Unebenheiten und Gussblasen. In einem siebten Arbeitsgang war es die Aufgabe des Reparateurs, diese Unebenheiten zu schließen sowie die angesetzten Luftkanäle oder Gusskanäle abzuschneiden. Er übergab das Werkstück dann einem Ziseleur, der in einem achten Arbeitsgang mit dem Ziselierhammer und verschiedenen Meißeln sowie glättenden Stahl- und Achatstiften die Oberfläche intensiv bearbeitete und sie in jeder Nuance ausformte und interpretierte. Danach ging das Werkstück an den Doreur, den Vergolder, der es mit einem Quecksilber-Goldamalgam einstrich, welches bei offenem Feuer dann auf die Bronze aufgeschmolzen wurde und eine unlösbare Verbindung mit dem Metallkern einging. In einem zehnten und letzten Arbeitsgang schraubte der Monteur dann schließlich die verschiedenen Gussteile zu einem Ganzen zusammen und installierte bei Uhren noch das Uhrwerk und Zifferblatt, um die Arbeit zu Ende zu bringen.
Prof. Hans Ottomeyer (Fortsetzung des Textes im Katalog-PDF)
Auktion: Mai 2011
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