Der Sammler, Autor und Kurator Wolfgang Thillmann hat in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckende Sammlung von Möbeln aufgebaut. Der Schwerpunkt liegt bei Möbeln aus gebogenem Holz. Mehr als 200 Stücke hat er zusammengetragen, in erster Linie Möbel der Firma Thonet. Die Sammlung beinhaltet exemplarische Möbel aus dem Zeitraum von 1850 bis in die 1960er Jahre, nicht nur Stühle oder Armlehnstühle, sondern auch weitere Möbeltypen wie Tische, Schaukelmöbel, Liegen, Kindermöbel, Puppenmöbel, Salonmöbel und u.v.m. Am 22. Januar 2019 kam die gesamte Sammlung Thillmann bei VAN HAM in einer einmaligen Sonderauktion zum Aufruf.
Für Michael Thonet, den Kunstschreiner aus Boppard, der später in Wien ein Weltunternehmen aufbaute und vor allem den berühmten „Kaffeehausstuhl“ aus gebogenem Buchenholz millionenfach in die ganze Welt verkaufte, begeisterte sich Thillmann schon in jungen Jahren. Anfang der 1990er Jahre suchte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Möbel für das gemeinsame Haus, mit Thonet-Möbeln sollte es eingerichtet werden. Mit großer Leidenschaft entstand eine Sammlung, aus der später Anfragen nach Leihgaben für Ausstellungen in so bedeutenden Museen wie dem Museum für Angewandte Kunst in Wien, dem Wien Museum am Karlsplatz, dem Grassi-Museum - Museum für angewandte Kunst in Leipzig oder auch dem Roentgen-Museum in Neuwied, kamen.
Aber nicht nur das Sammeln, auch das Forschen und Schreiben wurden zu Wolfgang Thillmanns Passion. In Archiven in Deutschland, Österreich und Tschechien – dort befand sich der größte Teil der Thonetschen Fabriken – fand er bisher unveröffentlichtes und unbekanntes Material zur Geschichte der Firma „Gebrüder Thonet“, welches er in seine zahlreichen Aufsätze und Bücher einarbeiten konnte. Er lernte weitere Experten zum Thema Thonet kennen, man befreundete sich und es entstand ein Kennerkreis, der sich immer wieder, vor allem zu Expertengesprächen, trifft.
Nun im Ruhestand hat Wolfgang Thillmann in den letzten Jahren die Zeit, aber auch die Disziplin und die Geduld, sein umfangreiches Wissen zu Papier zu bringen. An zahlreichen Ausstellungskatalogen wirkt er schon seit vielen Jahren mit. Als ein erstes Standardwerk aus seiner Hand ist das Buch über den Bugholzstuhl Nr. 14 von Michael Thonet, den „Kaffeehausstuhl“, zu nennen, das er 2015 herausgegeben hat und das innerhalb kürzester Zeit vergriffen war. Gemeinsam mit dem Roentgen-Museum Neuwied erstellte er 2011 den Katalog zur Ausstellung „Roentgen, Thonet und die Moderne“.
Sein aktuelles Buch heißt „Schichten – Möbeldesign vom Klassizismus bis zur Moderne“ und ist das Begleitbuch zu der von ihm kuratierten gleichnamigen Ausstellung im Roentgen-Museum Neuwied. Auch diese umfangreiche und hervorragend gestaltete Publikation mit neuen und teilweise erstaunlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird sich zu einem Standardwerk zur Geschichte des Möbeldesigns entwickeln. Dieses Buch stellt Möbel aus Schicht- und Sperrholz vor, ersteres ein Material, das Michael Thonet für seine frühen Möbel verwendete, das aber bedeutenden Kunsttischlern bereits schon vor seiner Zeit bekannt war und genutzt wurde.
Wolfgang Thillmanns Expertise ist mittlerweile in bedeutenden Museen und Institutionen sehr gefragt. Er berät sie bei ihren Ausstellungen und Veranstaltungen. Mit der Leitung des Roentgen-Museums in Neuwied freundschaftlich verbunden, unterstützt er dieses nicht nur bei dessen Publikationen und Präsentationen, sondern ist immer wieder behilflich, wenn es um die Erstellung von qualitätvollen Fotografien oder um die redaktionelle Mitwirkung bei den verschiedensten Schriften geht. Besuchergruppen führt er durch die unter seiner Mitwirkung zusammengestellten Präsentationen und informiert kenntnisreich über die ausgestellten Kostbarkeiten.
Nach vielen Jahren des Sammelns hat sich Wolfgang Thillmann nun entschlossen, seine bedeutende Thonet-Sammlung zu veräußern. Auf der einen Seite ist es bedauerlich, dass sie aufgelöst wird, auf der anderen Seite werden die Möbelstücke neue Besitzer finden, die dann auch ihre Freude hieran haben werden. Wie bereits schon in der Vergangenheit, wird das ein oder andere Möbel sicher auch seinen Weg in ein Museum finden und kann so zukünftig der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Bernd Willscheid
Roentgen-Museum Neuwied
Auktion: Januar 2019
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