Robert Sterl (1867-1932) hat in jüngster Vergangenheit durch Ausstellungen in Dresden und Chemnitz, Passau und Heidelberg große Aufmerksamkeit und nicht zuletzt durch das Erscheinen des Werkverzeichnisses (Kristina Popova, 2011) eine Neubewertung erfahren.
Er gehört mit seinen intensiv beobachteten Steinbrechern, den temperamentvoll erfaßten Musikerdarstellungen und der Wiedergabe weiter Landschaften zu den interessantesten Vertretern des deutschen Impressionismus. Sein meisterliches Werk steht an der Seite seiner Zeitgenossen, der Impressionisten Liebermann, Corinth und Slevogt und nicht zuletzt Meunier. Mit dem Aufkommen der Freilichtmalerei, bei der die Künstler ihr Atelier verließen und im Freien ihre Eindrücke direkt auf der Leinwand festhielten, entstand vor allem in Frankreich eine farbflirrende Malerei mit neuen Motiven und lebendigen Bildausschnitten. In Deutschland fand sich mit Max Liebermann (1847- 1935) ein großartiger Interpret dieser Auffassung, die nach und nach das akademische, noch von den Nazarenern geprägte Bild der Natur von dunkeltoniger zur frischen, lichten Malerei führte. Max Liebermann, den Sterl zeitlebens bewunderte, schätzte wiederum Sterls Werk: „Sterl ist ein wahrhafter Künstler; er malt, was ihn in der Natur zu malen reizt. Seine Bilder sind gesehen, erschaut und erlebt. Keine Programm-Malerei. Er malt wie ihm der Schnabel gewachsen ist, womit ich nicht etwa sagen will, dass er nicht alles, was in der Kunst lernbar ist und was nicht wenig ist, gelernt hätte – wie hätte er sonst ein so ausgezeichneter Lehrer sein können –, sondern ich will damit ausdrücken, dass er die Natur einfach auf sich wirken lässt, um sie dann im Bilde möglichst getreu wiederzugeben. Er will keine Kunst erfinden, wie manch eitler Narr, sondern er malt so, wie sein Sinn ihn zu malen antreibt. Er hat in der Dresdner Galerie gelernt, dass Kunst von Können kommt und nicht der Intellekt, sondern der sinnliche Eindruck den Maler macht. Gerade heutzutage, wo die Achtung vor dem Metier fast geschwunden ist und jeder Stümper sich ein Kulturfaktor dünkt, ist es nicht hoch genug anzuerkennen, dass ein Künstler von Sterls Format nur Maler nicht mehr oder weniger sein will.“ (Liebermann 1928 über Sterl).
Sterls Werk überzeugt durch seinen authentischen Vortrag, seine Farbfrische und Kraft. Damit gleichsam verbunden ist sein Erfinden, oder besser: Auffinden neuer Motive, wie die Dirigentenportraits oder die Steinbrecher. Sein Oeuvre ist durch seine realistischen, später auch expressionistischen Züge nicht allein im Rahmen einer definierten Kunstrichtung als Impressionismus fassbar. Horst Zimmermann beschreibt Sterls kunsthistorische Zuordnung treffend: „In den Steinbrecherbildern … hat er das impressionistische Prinzip einer bloßen Augensinnlichkeit im Spiel des Lichts in eine überzeugende Expressivität des Inhaltlichen durch Form und Farbe gewandelt. …er (hat) auf der Höhe der gesellschaftliche und wirtschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit seine impressionistische Auffassung in Richtung ausdrucksstarker Verinnerlichung des Thematischen verlassen und den sich zersplitternden Strömungen der bildenden Kunst nach dem ersten Weltkrieg einen alternativen Weg neben der Neuen Sachlichkeit und den vielfältigen abstrakten Kunstrichtungen geöffnet.“ Die hier in Teilen vorgestellte, hoch interessante rheinische Privatsammlung erlaubt einen tiefen Einblick in das Schaffen Sterls. Seine Arbeiten sind zwar heute beliebter denn je – nach unserer Meinung jedoch nach wie vor unterbewertet.
Auktion: Mai 2013
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