Backe, backe Kuchen oder die Lebensgeschichte eines Sammlers. Kuchen macht glücklich oder schafft die Basis eines glücklichen und erfüllten Lebens. So zumindest bei Josef Rieks, denn er stammte aus einer renommierten Konditorenfamilie.
Geboren wurde er 1923 in Lünen. Seine Kindheit und Jugend war geprägt von den Wirren der Weltwirtschaftskrise, den Schrecken der aufziehenden Nazidiktatur und dem zweiten Weltkrieg. Den Krieg erlebte er als junger Mann hautnah als Kämpfer an der Westfront. Glück im Unglück hatte er, als er im Kampf verletzt wurde und so den Rest des Krieges in einem Lazarett in der Tschechoslowakei verbrachte.
Nach dem Krieg erlernte er das Bäckerund Konditorenhandwerk, um die Familientradition fortführen zu können. In den 1950er Jahren übernahm er dann den elterlichen Betrieb in Lünen. Er modernisierte das Unternehmen und baute ein neues Wohn- und Geschäftshaus. Schnell entwickelte sich die Konditorei zu einem der renommiertesten Betriebe der Region und der Name Josef Rieks stand für feinste Backwaren. Dem Erfolg geschuldet wurde bald schon eine Filiale eröffnet. Schon seit frühester Jugend interessierte sich Rieks für Kunst. Oft besuchte er in seiner knappen Freizeit die Museen und Schlösser Westfalens und des Münsterlandes. Dabei entstand eine große Liebe zur sakralen Kunst. Seine wichtigste Anlaufstelle zu diesem Thema war das nahegelegene Museum Schloss Cappenberg. Dort lernte er den legendären Rolf Fritz kennen, der zu dieser Zeit Direktor des Museums war. Schnell entwickelte sich zwischen beiden eine Freundschaft und der weit über Westfalen bekannte Kunsthistoriker regte ihn auch an, selbst eine Sammlung aufzubauen. Das tat Rieks dann auch voller Begeisterung. In den 60er und 70er Jahren trug er eine bedeutende Sammlung sakraler Kunst zusammen. Rolf Fritz stand ihm beim Aufbau der Sammlung stets beratend zur Seite.
1982 entschloss sich Josef Rieks nicht nur sein Geschäft zu verkaufen, sondern spielte auch mit dem Gedanken, sich von seiner Sammlung zu trennen, um eine neue zu beginnen. Diesmal mit dem Schwerpunkt auf europäischem Kunsthandwerk des 18. Jahrhunderts und bildender Kunst der klassischen Moderne. Und so verkaufte er dann überaus erfolgreich seine sakralen Kostbarkeiten. Nun als Privatier hatte er endlich genügend Zeit und Muße für sein geliebtes "Hobby" und widmete sich ihm mit größter Leidenschaft. Rieks war stets ein gern gesehener Gast auf der Tefaf und der westdeutschen Kunstmesse. Und immer wieder besuchte er voll Begeisterung so renommierte Kunsthändler wie Erwin Gierhards, Michael Nolte und Heinz Reichert. In den folgenden Jahren gelang es ihm eine äußerst qualitätvolle Sammlung von französischen Möbeln, vergoldeten Bronzen, Delfter Fayencen und chinesischem Porzellan zusammenzutragen. Darüber hinaus sammelte er aber auch Kunst der Klassischen Moderne, so etwa Werke von Othon Friesz und Gerhard Marcks. In seinem neugebauten Haus in Selm fanden die kostbaren Stücke einen würdigen Aufstellungsort und sie wurden vom Hausherrn entsprechend liebevoll kombiniert und in Szene gesetzt. Bis ins hohe Alter erfreute er sich tagtäglich an den Exponaten seiner Sammlung. Josef Rieks starb im Februar dieses Jahrs im gesegneten Alter von 95 Jahren. In diesem Katalog wird nun seine Sammlung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Van Ham Kunstauktionen und ich danken den Erben für das entgegengebrachte Vertrauen. Mir bleibt an dieser Stelle nur zu wünschen, dass die von Josef Rieks mit so viel Liebe und Kennerschaft zusammengetragenen Objekte nun neue Käufer finden, die sich genauso wie er für diese Stücke begeistern können.
Christoph Bouillon
Auktion: Mai 2019
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