„Schmal, kapriziös, charmant, kurz wütend schön“, mit diesen Worten umschrieb der Wiesbadener Modeschöpfer Gaston Choron sein modisches Idealbild der Frau. Aber auch er selbst verkörperte ein modisches Idealbild, ganz nach der Devise, es gibt Männer, es gibt Herren, und es gibt Gentlemen. Gaston Choron war ein Gentleman.
Stets perfekt gekleidet im maßgeschneiderten Anzug, mit Weste, Krawatte und Einstecktuch aus Seide, jedes Detail passend, so kannte ihn die Welt. Choron wurde im Jahre 1931 als Sohn eines französischen Vaters und einer deutschen Mutter in Compiègne geboren. Über seine Kindheit in Frankreich berichtete er folgendes: „Schon im jugendlichen Alter wollte ich Modeschöpfer werden. Meine Liebe zur Mode habe ich von meiner Mutter, die, wie man im Deutschen sagt, sehr modisch war, up to date in Mode und Eleganz. Als ich acht Jahre alt war, haben wir ein Jahr in Paris gelebt. Während dieser Zeit hat meine Mutter mich in alle Museen mitgenommen. Der Louvre war für mich eine Offenbarung. Das Ergebnis war, dass ich mein Interesse für Neo-Klassizismus entdeckte. Im frühen Alter begann ich zu zeichnen und zwar die neo-klassizistischen Monumente von Paris, wie die Madeleine mit ihren Säulen. Der Geschmack des Neo-Klassizismus hat angedauert und ist bis zur Gegenwart genau so intensiv geblieben. Für mich repräsentiert er das Ideal der schönen Künste.“ Nach der Jugend in Frankreich begann seine berufliche Laufbahn 1949 in Wiesbaden, wo er seine Lehre bei dem berühmten Modemacher Max Zinnecker absolvierte. Im Anschluss an diese Lehre zog es Choron wieder nach Paris, wo er für den legendären Jacque Fath arbeitete. Im Jahre 1964 machte er sich im Alter von 25 Jahren als Modeschöpfer in Wiesbaden selbstständig. Von Anfang an arbeitete Choron in seinem Atelier zweigleisig. Zum einen fertigte er seine eigene Collection Couture Choron und zum anderen arbeitete er für bedeutende Modehäuser wie Nina Ricci in Paris, Emilio Schuberth in Rom, den Berliner Konfektionär Alfred Fisch, das Frankfurter Versandhaus Medaillon, später für Trixi Schober, Bleyle, Burda und Etienne Aigner. Chorons Markenzeichen war die Kunst des Schnittes in Verbindung mit untadeliger Verarbeitung. Seine Entwürfe waren von klassischer Eleganz bestimmt, welche die Trägerin auf angenehmste Weise zeitlos wirken ließ. „Nie modisch, nie Trend, immer dem Ewigen, dem Schönen verpflichtet. Ich stamme aus einer Zeit in der eine Frau sich nicht anzog, sondern eine Dame angekleidet wurde“, so Choron. Er führte fort: „Die Grundlage der Kollektionen sind der Neo-Klassizismus mit seinen Attributen von Harmonie, Proportionen, Symmetrie und Gleichgewicht in Linie und Farbe, zu guter Letzt eine Perfektion, inspiriert vom alten Griechenland und Italien.“ Schnell stellte sich der erhoffte Erfolg ein und Gaston Choron wurde zu einer festen Größe in der internationalen Welt der Mode. Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte ihm nun auch seine Umwelt so zu gestalten, wie es seinen Vorstellungen entsprach. In der im Jahre 1840 erbauten Villa Nerotal, im gleichnamigen mondänen Wiesbadener Stadtteil, fand er den idealen Rahmen dafür. Bis in die letzten Winkel verwirklichte er hier sein Ideal von Wohnkultur im Stil des Louis XVI und des Empire. Choron selbst äußerte sich einmal wie folgt: „Dies ist nicht nur Dekoration, ein Schauobjekt oder ein wahr gewordener Traum, dies ist wo ich wohne. Ich habe versucht einen Traum zu erfüllen ohne unrealistisch zu sein, übertrieben und extravagant in der Ausführung. Aber ich habe auch versucht zu vermeiden, in die Falle der geschichtlichen Neuauflage zu geraten.“ In vielen deutschen und internationalen Zeitschriften der 1990ziger Jahre fanden seine Wohnung und seine Einrichtung große Beachtung und wurden als beispielhaft abgebildet. Im November 2015 verstarb Gaston Choron im Alter von 84 Jahren in Wiesbaden. Dieser Katalog soll den großen deutschen Couturier nochmals als den leidenschaftlichen Sammler würdigen, der er zeit seines Lebens war.
Auktion: Mai 2016
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