Die älteste Wiener Handwerksordnung, welche Uhrmacherei als selbstständiges Handwerk erwähnt, stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Zu Zeiten Rudolfs II. erlebt die Uhrmacherei eine erste Blüte. Der Kaiser, bekannt für sein Interesse an den Wissenschaften und Künsten, fördert diese und damit die Entwicklung der Präzisionszeitmesser maßgeblich. So kann, durch den Hofuhrmacher Jost Bürgi einer Koryphäe, nicht nur auf dem Gebiet der Uhrmacherzunft, ein beachtlicher Schritt Richtung Ganggenauigkeit getan werden. Er entwickelt besondere Zahnräder, ein neues Hemmungssystem und einen Zwischenaufzug, den „Remontoirs“.
Durch den Dreißigjährigen Krieg kommt es jedoch zu erheblichen Umbrüchen, die zu einer zunächst schwierigen Situation für alle Kunsthandwerker, insbesondere jedoch für die Wiener Uhrmacher führt.
Das Interesse an der Uhrmacherei mag gemeinhin mit dem Topos des ausgehenden 16- Jahrhunderts zusammenhängen, in welcher die Welt als Uhrwerk anzusehen ist und durch den großen Uhrmacher des Kosmos, Gott erschaffen worden ist.
Wien, bzw. ganz Österreich ist geprägt von mehreren inländischen Kulturlandschaften. Begründet durch die fehlenden geschlossenen Grenzen, ist Österreich so empfänglich für verschiedene künstlerische Impulse aus ganz Europa und nimmt eine Mittlerrolle ein. Einen eigenen Rokokostil hat Wien nie ausgeprägt. Vielmehr handelt es sich bei den Schöpfungen jener Zeit um Ausprägungen des Spätbarocks.
Wiener Uhren des Hochbarocks dienen vor allem repräsentativen Zwecken. Die Objekte dieser Zeit sollen Macht und Reichtum symbolisieren, dabei ist es zum Teil auch nebensächlich, ob die verwendeten Materialien „echt“ sind oder nicht. Englische Uhren, für ihre Genauigkeit geschätzt, können durch ihre Schlichtheit den gewünschten theatralischen Zweck nicht erfüllen, es wird daher in dieser Zeit vornehmlich auf Süddeutsche Erzeugnisse zurückgegriffen.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts entwickeln sich dann „typisch österreichische“ Eigenheiten, die Wiener Uhren besonders machen.
L. Holuska kreiert mit dem patentierten Typus der Spazierstockuhren eine Spielerei für den Edelmann des 19. Jahrhunderts. Der Aufzug des in einem Metallzylinder eingesetzten Uhrenwerks erfolgt durch Drehen des Knaufes. Die Ganggenauigkeit wird durch eine Stoßsicherung sichergestellt. Das Miniaturzifferblatt befindet sich gesichert hinter Glas im Stock, so dass ein bequemes Ablesen möglich ist. Besonders machen diese Uhren auch die stabförmig gebauten Uhrwerke.
Eine humorige Variante Wiener Uhren stellen auch die Uhrenmännchen dar. Diese zwischen dem 18. Und 19. Jahrhundert gefertigten Holzfiguren, sind häufig als einfache Personen wie Handelsmänner gestaltet. Der hölzerne Korpus fasst das Werk, das emaillierte Zifferblatt wird in die Brust eingesetzt. Mehr Kuriosität als Zeitmesser, sind diese Uhrenmodelle nicht die genauesten Zeitanzeiger.
Wiener Regulatoren hingegen sind für ihre Ganggenauigkeit bekannt. Die großen Bodenstanduhren Wiener Ursprungs, sind die signifikantesten Erzeugnisse der österreichischen Großuhrenproduktion. welche Variantenreich gestaltet und mit einem raffinierten Uhrwerk versehen werden.
Als Zappler werden österreichische Stock- und Wanduhren mit einem vor dem Zifferblatt schwingenden kurzen Pendel bezeichnet. Diese Uhren werden federangetrieben.