Die Ursprünge russischer Silberkunst liegen bereits um die erste Jahrtausendwende, als das Christentum aus Byzanz in die Kiewer Rus kam, was einen Zustrom von Kunsthandwerkern mit sich brachte. Unterbrochen durch die Verwüstung durch die Goldene Horde der Mongolen ab dem 13. Jahrhundert, erfolgte erst im 16. Jahrhundert ein erneuter Aufschwung des Silberschmiedehandwerkes in Russland. Silberkunstobjekte dieser Epoche sind heute überaus selten. Sie entstanden unter Verwendung klassischer russischer Formen und in Techniken wie dem Niello oder dem Cloisonné. Moskau war ab 1480 Hauptstadt und das wichtigste kunsthandwerkliche Zentrum Russlands.
Erst mit der Regentschaft Zar Peter I. (1682 - 1725), wurde damit begonnen Russland als Teil Europas zu betrachten. Er wandte sich zunehmend dem Westen zu, wodurch die kulturelle und künstlerische Landschaft Russlands stark geprägt wurde. 1703 gründete er St. Petersburg, das innerhalb kurzer Zeit zu einer Metropole heranwuchs und Moskau als wichtigstes kunsthandwerkliches Zentrum ablöste.
Mit der Herrschaft von Katharina der Großen (1762-96) schritt die Verwestlichung Russlands weiter voran. Die in Deutschland geborene Monarchin war überaus kunstsinnig und eine großzügige und einflussreiche Mäzenin. Sie importierte zahlreiche Kunstwerke aus dem Ausland, förderte aber auch einheimische Kunsthandwerker. Russische Silberschmiedearbeiten florierten unter ihrer Herrschaft. Mit Katharina der Großen brach eine Blütezeit an, die bis zur Oktoberrevolution 1917 andauern sollte. Russland wurde für die Herstellung einiger der besten Porzellan-, Emaille- oder Silberarbeiten der Welt bekannt. Nachdem man sich die europäische Handwerkskunst erst zum Vorbild genommen hatte, begann man schließlich damit diese zu übertreffen.
Im Laufe des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert erreichte die Qualität russischer Silberarbeiten einen neuen Höhepunkt. Zum einen begann man unter Zar Nikolaus I. (1825-1855) mit der Wiederbelebung der Stile und Techniken des alten Heiligen Russlands, zum anderen orientierte man sich weiterhin an westlichen Stilen, die man adaptierte und für den russischen Geschmack anpasste. Zur Zeit des späten Kaiserreichs war das Silberhandwerk Russlands so produktiv und erfolgreich wie nie zuvor.