The Bayer Collection
Von Beckmann bis Warhol
Diesen Sommer kommt der maßgebliche Teil der Kunstwerke aus der Sammlung der Leverkusener Bayer AG bei Van Ham in Köln zum Aufruf. Insgesamt werden hier rund 800 Lose der Bayer Collection mit einem Gesamtvolumen von über € 4,5 Mio. versteigert. Den Auftakt macht der Evening Sale am 3. Juni 2025 mit den 95 Highlights der Sammlung und einem Volumen von rund € 4 Mio. Das Spektrum der hochkarätigen Abendauktion reicht vom Expressionismus bis zur Pop Art mit bedeutenden Werken bekannter Künstler wie Max Beckmann, Ernst Wilhelm Nay, Henry Moore und Andy Warhol. Die weiteren Kunstwerke werden über das Online Only-Format offeriert. Mit der Bayer Collection hat Van Ham erneut den Zuschlag für eine bedeutende Unternehmenssammlung erhalten und bestätigt seine Position als führendes deutsches Haus für große Privatsammlungen und Corporate Collections.
In den vergangenen Jahren hat sich die Art und Weise, wie und wo in Unternehmen miteinander gearbeitet wird, stark verändert. Das hat auch Auswirkungen darauf, wie Kunst am Arbeitsplatz gezeigt wird. Bayer trennt sich daher von klassischen und repräsentativen Werken aus dem umfangreichen Kunstbesitz aus verschiedenen Standorten des Konzerns. Die modernen Bürolandschaften des Unternehmens sollen weiterhin Platz für junge Kunst bieten. Dazu verbleiben die Werke der von Bayer in den letzten Jahren geförderten Künstlerinnen und Künstler im Unternehmen. Auch die unternehmenshistorische Sammlung bleibt im Besitz des Leverkusener Traditionskonzerns.
Schwerpunkte der Sammlung Bayer bilden der deutsche Expressionismus, Werke der klassischen Moderne und Nachkriegskunst sowie Arbeiten der École de Paris, des deutschen Informel und des amerikanischen abstrakten Expressionismus. Verschiedene deutsche Positionen aus den 1970er-Jahren, Abstraktion und Neue Figuration aus den 1980er- und 1990er-Jahren sowie junge zeitgenössische Kunst ergänzen das breitgefächerte Spektrum. Die zwei Gemälde von Andy Warhol, dem wichtigsten Vertreter der amerikanischen Pop Art, die jedoch keinen Sammlungskernpunkt bildet, nehmen eine besondere Position in der Sammlung ein.
Andy Warhols Œuvre ist geprägt durch die serielle Reproduktion von Bildmotiven, vor allem von Porträts von Stars, Künstlern, Schauspielern, Politikern. Renaissance-Ikonen übten eine besondere Faszination auf den wohl bedeutendsten aller Pop Art-Künstler aus. Das in den frühen 1960er-Jahren dreißigfach wiederholte Gemälde der Mona Lisa trägt den provokanten Titel „Thirty are better than one“ – fast zynisch postulierte der Künstler die Bedeutung der Quantität eines Werkes vor seiner Qualität. Er bearbeitete eine ganze Reihe von Werken der Renaissance, so auch das Bildnis einer jungen Frau nach Lucas Cranach d. Ä. (Taxe: € 600.000 – 1.000.000), das sich neben dem Porträt von Nastassja Kinski (Taxe: € 300.000 – 500.000) seit 1984 in der Sammlung Bayer befindet. Beide von Warhols factory gelieferten Frauenbildnisse waren als Doppelporträt konzipiert und sind Auftragsarbeiten für die Bayer AG. Der Hintergrund zur Auftragsvergabe war ein Ausstellungsprojekt mit dem Titel „Hommage aux femmes“, das 1985 einen Kongress in Berlin begleitete. 32 ausgewählte, international tätige Künstler wurden gebeten, Arbeiten zum Thema »Weiblichkeit« für das Projekt zu schaffen, bei dem Andy Warhol die Funktion des Leitkünstlers einnahm.
Der Maler Max Beckmann zählt zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Obwohl Menschen- und Figurenbilder stets im Mittelpunkt seines Œuvres stehen, belegen über 140 Stillleben, dass Beckmann auch an der Würde und Würdigung der „einfachen“ Dinge gelegen war. Das Gemälde Orchideen – Stillleben mit grüner Schale ist mit „Beckmann A 43“ signiert und datiert und befindet sich seit 1950 im Besitz von Bayer (Taxe: € 400.000 – 600.000). Die Abkürzung A betitelt den Entstehungsort Amsterdam; Beckmann befand sich zu dieser Zeit dort im Exil. Zur Entstehung des Gemäldes finden sich Hinweise in Beckmanns Tagebuch, u.a. am 1. Februar 1943: „Noch an den 2 Frauen in grün und gelb gearbeitet. Ein Stillleben Entwurf Orchideen mit grüner Schale.“ Im Zentrum fast aller Stillleben, die in Amsterdam entstanden, stehen Blumen. In den Amsterdamer Jahren ist in seiner Maltechnik ein zunehmend freier Farbauftrag mit dem einer gesteigerten Leuchtkraft zu beobachten. Je bedrückender die äußeren Umstände für Beckmann waren, desto intensiver und lebendiger wurde seine Bildwelt.
Ernst Wilhelm Nay war einer der wenigen deutschen Künstler, dem nach 1945 der Anschluss an die internationale Moderne gelang und der das Kunstgeschehen des 20. Jahrhunderts wesentlich mitbestimmte. Während sich seine Arbeiten vor dem Krieg noch an der gegenständlichen Welt orientierten, war für den Künstler nach den verstörenden Erlebnissen unter der Naziherrschaft nur noch ein abstrakter Ansatz in der Kunst möglich. Ab 1945 widmete er sich ganz der Bildstruktur und dem Bildrhythmus mit reinen Farbformen. Sein lebenslanges Anliegen war es, das „Elementarbild“ zu schaffen; Raum, Rhythmik und Dynamik allein durch die Farbe, die elementarste Darstellung, zu erreichen: „Malen, das heißt aus der Farbe das Bild formen, denn die Farbe ist das Leben der Malerei.“ Das Gemälde Rot im Zentrum (Taxe: € 400.000 – 600.000), 1980 von der Witwe des Künstlers erworben, ist 1955 entstanden und zählt zu den sogenannten Scheibenbildern, die zwischen 1954 und 1962 entstanden. Nay setzt hier die Rundform der Scheibe in Kontrast zu rechteckigen Formketten oder hell-dunklen Schachbrettfeldern. In kristallklarer, heller Farbigkeit komponiert er große und kleine Scheiben und ähnliche Formen zu einer bewegten Farbchoreografie auf der Fläche, so dass die Farbe stets die gestaltende Kraft des Bildes ist.
Henry Moore gehört zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts, der durch die Verbindung von figurativer und abstrakter Formensprache entscheidend die internationale Entwicklung der modernen Skulptur prägte. Wesentliche Einflüsse waren die Rezeption außereuropäischer Plastiken afrikanischer Herkunft und die Auseinandersetzung mit surrealistischen Künstlern wie Jean Arp, Constantin Brancusi, Alberto Giacometti und Pablo Picasso, die er bei Aufenthalten in Paris kennenlernte. In der intensiven Zusammenarbeit mit der Bildhauerin Barbara Hepworth beginnt er experimenteller zu arbeiten, die geschlossene Gestaltung aufzubrechen und Plastiken aus der Anordnung geometrischer Formen zu bilden. Das Werk Three Part Object von 1960 verweist in seiner Gestaltung zum einen auf die Auseinandersetzung mit außereuropäischen Plastiken, zum anderen auf die Idee, differierende Elemente durch Collage in einer blockhaften Gestalt zu einer Einheit zusammenzuführen (Taxe: € 150.000 – 250.000). Die drei übereinandergesetzten, organischen Formen erwecken den Anschein einer Figur mit Unterkörper, Rumpf und Kopf. Können die einzelnen Elemente auch als Ausformungen von figürlichen Elementen interpretiert werden, verlieren sie jedoch nie ihren organisch-abstrakten Charakter.
Martin Kippenbergers Laufbahn als Künstler war außerordentlich facettenreich, seine Kreativität grenzenlos. Mit seinen Werken wob Kippenberger ein Netz von Verweisen und Bezügen zwischen der Alltagskultur der Punk-Generation und der angesagten Postmoderne. Vor allem aber hinterfragte er den Kunstbetrieb kritisch, indem er mit einer Überproduktion an Werken und der bewussten Banalisierung der Kunst zu einer lronisierung und auch Dekonstruktion des Kunstbetriebes beitrug. Die Unterminierung des traditionellen Kunstbegriffs war Programm. In diesem Kontext ist auch die spöttische Bildfindung des Gemäldes 4. Preis von 1987 zu sehen, die unpassenden Dinge miteinander vereint und verschiedene Assoziationsketten auslöst (Taxe: € 100.000 – 150.000). Das ewige Streben um den ersten Preis wird hier als Klischee ad absurdum geführt, der Gewinn des vierten Preises wird mit dem Gemälde gefeiert. Somit ironisiert er das ewige Gerangel um die erste Position und persifliert den uneingestandenen Kampf von Gewinnern und Verlierern, indem er dem vierten (unerwünschten) Preis ein Denkmal setzt.
Auktion: Dienstag, 3. Juni 2025 |
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Vorbesichtigung: 30. Mai – 2. Juni 2025 | |
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Freitag | 10 - 18 Uhr |
Samstag | 10 - 16 Uhr |
Sonntag | 11 - 16 Uhr |
Montag | 10 - 18 Uhr |
“VAN HAM hat sich auf dem deutschen Markt als Adresse für Auktionen großer Privat- und Firmensammlung profiliert.”
FAZ.de, 14. Januar 2025
“Mit der Bayer-Versteigerung setzt VAN HAM seine Reihe erfolgreicher Auktionen großer Unternehmens- und Privatsammlungen fort.”
Kölner Stadt-Anzeiger, 16. Januar 2025
The Bayer Collection im neuen VAN HAM Art Magazine
Andy Warhol
Porträt einer Frau (nach Lucas Cranach: Bildnis einer jungen Frau, 1526) 1984 | Acryl auf Leinwand | 127 x 106,5 cm
Taxe: € 600.000 – 1.000.000
Max Beckmann
Orchideen - Stilleben mit grüner Schale | 1943 | Öl auf Leinwand | 60 x 90 cm
Taxe: € 400.000 – 600.000
Henry Moore
Three Part Object | 1960 | Bronze, goldbraun patiniert | 124 x 55 x 70 cm
Taxe: € 150.000 – 250.000
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