Theo van Rysselberghe - Petite plage a Saint-Tropez, 77938-1, Van Ham Kunstauktionen
Theo van Rysselberghe: "Petite plage à Saint-Tropez" aus unserer Rubrik: Gemälde Neuerer Meister
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Theo van Rysselberghe - "Petite plage à Saint-Tropez"

1862 Gent - 1926 St-Clair/Var

Fine Art
am 17.05.2024, Los 1219
Taxe: € 90.000
Ergebnis: € 270.600
(inkl. Aufgeld)

RYSSELBERGHE, THEO VAN1862 Gent - 1926 St-Clair/Var


Titel: "Petite plage à Saint-Tropez".
Datierung: 1898.
Technik: Öl auf Leinwand.
Montierung: Doubliert.
Maße: 40,5 x 49cm.
Bezeichnung: Monogrammiert und datiert unten rechts: "vR 1898".
Rahmen: Rahmen.

Rückseitig:
Auf dem Keilrahmen Etikett mit handschriftlichen Angaben zur Darstellung sowie Ausstellungsetikett Palais des Beaux-Arts, Brüssel 30.10.1956.

Literatur:
R. Feltkamp: Théo van Rysselberghe 1862-1926, Paris/Brüssel 2003, S. 320, Nr. 1898-021 mit Abb.

Provenienz:
Jean Willems, Brüssel;
Privatbesitz, Deutschland.

Wir danken Olivier Bertrand, Luxembourg, der uns in einer E-Mail vom 24.04.2024 die Authentizität des Werkes ebenfalls bestätigt hat.


Menschenleer liegt die kleine Bucht da. In ruhiger Stimmung liegt der Strand im kühlen blauen Schatten, während Sonnenstrahlen die ins Meer hineinragende Felsformation in warmes, goldenes Licht tauchen. Die See ist ruhig; die Felsen reflektieren recht deutlich in der Wasseroberfläche.
Deutlichkeit ist im Zusammenhang mit dieser kleinen Landschaft allerdings ein irriger Begriff. Die Farbe flirrt und vibriert. Es gibt keine festen Konturen, Linien oder dreidimensionale Modellierungen.

Und doch hat der Maler es verstanden den Ort und seine Stimmung eindeutig zu vermitteln.

Théo van Rysselberghe war 35 Jahre alt, als er dieses stimmungsvolle "Porträt" des kleinen Strandes bei St. Tropez malte und er hatte seine spezielle Ausdrucksform, den Pointillismus, seit etwa zehn Jahren vervollkommnet.
Der im belgischen Gent geborene van Rysselberghe war zunächst in seiner Heimatstadt, ab 1879 an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel ausgebildet worden. Nach ersten Teilnahmen an öffentlichen Salon-Ausstellungen in Gent und Brüssel konnte der junge Künstler 1882/83 große Erfolge feiern, als er nach einem längeren Marokko-Aufenthalt seine Reiseeindrücke in Ausstellungen präsentierte. Es war die erste von drei Marokko-Reisen, bei der der junge Künstler bereits die Faszination des Lichts des Südens spürte. Licht darzustellen, wurde seine große Herausforderung und das zentrale Thema, dem er sich von nun an widmete.

Als sich 1883 in der "Société des Vingt" (kurz "Les XX") in Brüssel 20 Künstler als Gruppe organisierten, war van Rysselberghe einer von ihnen. Das Interesse dieser Vereinigung junger avantgardistischer Künstler lag in einem Austausch mit internationalen, vornehmlich französischen Kollegen. Unter den Mitgliedern waren u.a. James Ensor, Ferdinand Khnopff oder Félicien Rops. Zu jährlichen Ausstellungen der "Vingtistes" wurden 20 internationale Künstler eingeladen, um der belgischen Kunst neue Impulse zu verleihen, aber sicher auch um die belgischen Künstler international zu vernetzen. Auch dank dieses progressiven Konzepts wurde Brüssel zu einem Zentrum der modernen Kunst im ausgehenden 19. Jahrhundert.

1886 stellten Auguste Renoir und Claude Monet bei "Les XX" aus. Théo van Rysselberghe war tief beeindruckt von ihrer speziellen, neuartigen Darstellung des Lichts und sein eigener, bislang eher realistischer Stil wurde zunehmend impressionistisch.

Van Rysselberghe, der bereits gut in der Pariser Kunstszene bekannt war, war eine treibende Kraft der "XX" und wurde zum "Talentscout" der Gruppe in Frankreich. Er "entdeckte" Henri de Toulouse-Lautrec ebenso wie seinen eigenen Mitschüler aus Akademie-Zeiten Vincent van Gogh, der auf der Ausstellung der Gruppe 1890 seinen einzigen öffentlichen Verkauf zu Lebzeiten abschließen konnte.

Den nachhaltigsten Einfluss auf van Rysselberghes eigenes Werk hatte aber seine Auseinandersetzung mit der neuartigen, pointilistischen Malerei George Seurats und Paul Signacs, die er 1886 in Paris kennenlernte. Beide konnte er auch für eine Teilnahme an der Ausstellung der "XX" in Brüssel gewinnen.

Stellten die Impressionisten die atmosphärische Darstellung des Lichts in den Mittelpunkt ihres Kunststrebens, gingen die Pointillisten diesen Weg radikal naturwissenschaftlich an. In Punkten auf die Leinwand getupfte Farben wurden nicht miteinander vermischt, sondern standen nebeneinander. Im Auge des Betrachters sollte das Bild entstehen, das der Maler nach optischen Gesetzmäßigkeiten aufbaute. Die Anordnung der Farbwerte im Spektralkreis und die Verstärkung der Komplementär-Kontraste regelten ihre Kunst, Handschrift und Pinselduktus traten zurück.

Van Rysselberghe war der einflussreichste belgische Maler, der diese neue Technik ab etwa 1888 vorwiegend anwandte. Allerdings modifizierte er die strenge Lehre des Pointillismus, arbeitete mit tonalen Farbwerten und - wie im Beispiel der vorliegenden Landschaft - mit kurzen Pinselstrichen. Diese Striche konnten (hier bei den Meereswellen oder im Übergang zwischen Felsen und Wasser) durchaus auch länger und in abweichender Intensität aufgetragen werden, als die "reine Lehre" des Pointillismus dies vorsah.

Im Jahr vor dem Entstehen des vorliegenden Gemäldes "Petite plage à St. Tropez" hat van Rysselberghe dasselbe Motiv in geringfügig kleinerem Format schon einmal gemalt. In unserer späteren Arbeit hat der Künstler die Komplementärfarben um eine Nuance verschoben: von Violett-Gelb im älteren Gemälde hin zu einem Blau-Orange Kontrast. Außerdem hat er dem Himmel in der vorliegenden Arbeit mehr Raum gegeben. Diese jüngere Version wirkt kontrastreicher und vermittelt eine intensive Frische. 1910 zog Théo van Rysselberghe, der seit 1898 dauerhaft in Paris gelebt hatte, für den Rest seines Lebens an die Côte d 'Azur.
Hier fand er das Licht des Südens, das er in dieser kleinen Landschaft schon so stimmungsvoll eingefangen hat.

Profilbild Stefan Hörter

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Stefan Hörter

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