Sammlung Dirk und Ursula Budde

Triumph der Düsseldorfer Malerschule


Ein solch erstklassiges Angebot mit Werken der Düsseldorfer Malerschule hat es in dieser Qualität in einer Auktion wohl noch nie gegeben: So erlebte die Düsseldorfer Schule mit der Offerte dieser exquisiten Sammlung Budde aus Kerken bei VAN HAM eine wahre Renaissance: alle angebotenen Gemälde wurden verkauft!


Das Ehepaar Budde hat ihre Kunstsammlung mit Sachverstand zusammengestellt – viele Stücke wurden vor Jahren bei VAN HAM gekauft – und in eine Stiftung zur Förderung junger Wissenschaftler überführt, zu deren Gunsten VAN HAM sie im Frühjahr 2022 anbieten durfte. Ziel der Stiftung ist es, in Form von Stipendien und Preisen Studierende, die sich mit besonders innovativen Ansätzen und herausragenden Leistungen auszeichnen, zu unterstützen und zu würdigen. VAN HAM hat die Sammlung mit Hauptwerken der Malerfamilien Achenbach und Preyer sowie das Sammlerpaar im Katalog mit einem eigenen Kapitel gewürdigt und die Gemälde in der Vorbesichtigung museal und stilvoll ausgestellt. Diese herausgehobene Präsentation positionierte die Gemälde in der öffentlichen Wahrnehmung sehr prägnant und hat so zur Wertsteigerung dieser fabelhaften Sammlung beigetragen – und diese Steigerung hat auch auf alle weiteren Werke des 19. Jahrhunderts ausgestrahlt, die in der Auktion angeboten wurden. Hochwertige Sammlungen bilden stets einen Schwerpunkt unserer Arbeit. Besondere Provenienzen sind nicht nur für uns spannend, sie ziehen auch viel Aufmerksamkeit auf sich.


Auktion: 19. Mai 2022
Vorbesichtigung: 13. – 16. Mai 2022



Highlights


Die Preyers

Johann Wilhelm Preyer und seine Tochter Emilie gelten als die herausragenden deutschen Stillleben- Maler des 19. Jahrhunderts. Doch Johann Wilhelm Preyer hatte auch einen zwei Jahre älteren Bruder, Gustav, mit dem er gemeinsam 1822 in die Düsseldorfer Akademie eingetreten war. Der früh verstorbene und heute weitgehend unbekannte Gustav Preyer hatte mit seinen Landschafts-Bildern Erfolg. (Vgl. Kat. 654/655). Auch Johann Wilhelm Preyer malte zunächst Landschaften, während ihm, nach eigener Aussage das Figurenmalen nicht lag. Seit den späten 1820er Jahren konzentrierte er sich auf Stillleben. Vielleicht hat die jeweilige Spezialisierung der beiden Brüder Preyer auf ein bestimmtes Malerei-Fach eine Parallele zu den etwas später auch in Düsseldorf erscheinenden Brüdern Achenbach. Dass Stillleben in der Wertung der Kunst-Akademie von eher geringem Ansehen waren, konnte Johann Wilhelm Preyer schon recht bald verschmerzen. Bei Publikum, Kritikern und Sammlern hatte er mit seinen Arbeiten sehr schnell großen Erfolg. Seine maltechnische Raffinesse, mit der er die Plastizität der Gegenstände und die Beschaffenheit der Oberflächen wiedergeben konnte, faszinierten ebenso, wie die besondere Lichtstimmung und die strenge Komposition seiner Werke. Sehr beliebt waren auch die Gemälde, in denen Johann Wilhelm Preyer Trauben neben deren alkoholischen Produkten in feinen Gläsern arrangierte. Die Nachfrage nach Preyers Gemälden wurde schließlich so groß, dass er auf Bestellung für in- und ausländische Kunden malte und in gesichertem Wohlstand lebte. Johann Wilhelm Preyer gab auch – überwiegend Frauen - privaten Malunterricht. Seine 1849 geborene Tochter Emilie war sicher seine beste Schülerin und eine würdige Nachfolgerin. Anders als ihrem älteren Bruder Paul, der in die Düsseldorfer Akademie eintreten durfte und Erfolge als Bildnis- und Genremaler hatte, blieb Emilie Preyer als Frau die offizielle Ausbildung verwehrt. Aber sie hatte das Glück einen „Maler-Vater“ zu haben, der ihr großes Talent erkannte und förderte. Er bildete sie aus und konnte auch die Künstler-Kollegen und Professoren Heinrich Mücke und Hans Fredrik Gude als private Lehrer seiner Tochter gewinnen. Emilie Preyer folgte ihrem Vater weitgehend in der Wahl der Bild- Motive. Als ihre besondere Spezialität brachte sie die Batist-Tischdecke als Unterlage der arrangierten Früchte ein. Das gestärkte Textil mit den trompe-l‘oeil-artigen Bügelfalten begegnet in ihren kleinformatigen Gemälden häufig. Ein Element dessen Haptik und spezielle Absorption und Reflexion des Lichts der Künstlerin höchste technische Vollkommenheit abverlangte. Gerade in der Behandlung des Lichts unterscheiden sich die Gemälde der Tochter von denen ihres Vaters. In den Werken Johann Wilhelm Preyers gibt es einen stets definierten Lichteinfall, doch scheinen die arrangierten Objekte eher in Licht „gehüllt“ zu sein. Emilie leuchtet ihre Motive meist härter aus, fast sachlich. Damit erprobt sie eine Sichtweise, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts prägend sein wird. Sicherlich konnte Emilie Preyer auch von der Berühmtheit ihres Vaters und von seinen Kontakten zu Händlern und Sammlern profitieren, aber es gelang ihr bald als eigenständige, erfolgreiche Künstlerpersönlichkeit wahrgenommen zu werden. Besonders in den Vereinigten Staaten hatte sie einen festen Sammlerkreis und konnte durch Verkäufe ihrer brillanten Stillleben als Malerin wirtschaftlich unabhängig leben.

Johann Wilhelm Preyers „Stillleben mit Mandeln, Austern, Trauben und einer Sektflöte“ erreichte in der Frühjahrsauktion Fine Art am 19. Mai 2022 ein außergewöhnliches Ergebnis von € 125.000 – es ist der höchste Preis seit 15 Jahren, der für Preyer auf einer Auktion gezahlt wurde. Auch Emilie Preyers „Stillleben mit Trauen, Pfirsich, Pflaumen und einer Champagnerflöte“ erreichte mit dem Ergebnis in Höhe von € 79.000 den internationalen Auktionsrekord für diese Künstlerin.

Die Achenbachs

Die Gebrüder Andreas und Oswald Achenbach waren schon als junge Künstler und bis zu ihrem Lebensende, wie man heute sagen würde, Megastars. Sie waren die Lieblinge der Kunstwelt: der Sammler, Kritiker und des damals jungen, sich gerade entwickelnden Kunstmarkts. Nicht nur in ihrer Heimatstadt Düsseldorf, im Rheinland oder im deutschen Reich, sondern in ganz Europa und in den Vereinigten Staaten galt „ein Achenbach“ als ein Prestigeobjekt, das jeden bürgerlichen Salon zieren sollte.

Andreas, 1815 geboren, war 12 Jahre älter als sein Bruder Oswald. Beide wurden schon ungewöhnlich früh, Andreas mit 12 Jahren, Oswald mit acht Jahren, an der Düsseldorfer Akademie zum Studium zugelassen. Oswald wurde allerdings eher „trotz“ seines Bruders dort aufgenommen, denn der Ältere galt als außergewöhnlich talentiert aber auch „ungebührlich im Betragen“. Im Jahr des Akademie-Eintritts Oswalds verließ Andreas das Institut unter Protest gegen die Leitung durch Wilhelm von Schadow. In vielen Zeugnissen, die es über die Brüder Achenbach gibt, wird deutlich, dass Andreas ein Leben lang der schwierigere, kompromisslosere Charakter war, aber auch derjenige von beiden, der kunst- und gesellschaftspolitisch mehr Spuren hinterließ (ohne ihn hätte es das Haus der Künstlervereinigung „Malkasten“ in Düsseldorf wohl nicht gegeben) und der von der Gesellschaft mit noch mehr Ehrungen überhäuft wurde. Sein kritisches Wesen zeigt sich auch in vielen Karikaturen, mit denen er politisch Stellung bezog.

Andreas, das älteste von zehn Geschwistern, war schon als Student in der Lage durch seine Malerei die finanziell oft prekäre Situation der Familie durch Verkäufe aufzubessern. Nach vielen Reisen in Europa, kehrte Andreas 1845 nach einem zweijährigen Aufenthalt in Italien zurück nach Düsseldorf. Zeitgleich brach Oswald zu seiner ersten Italienreise auf. Es gibt Belege, dass Andreas Oswald in Briefen gelegentlich Ratschläge gab, aber ungleich größer ist der Einfluss, den der Kunstmarkt wegen des Vorhandenseins der namensgleichen Brüder auf beide ausübte. Der identische Name schuf bei Sammlern wohl eher Verwirrung und so sollte die „Marke“ Achenbach optisch klar aufgeteilt werden: 1850 gab es wohl in Italien ein Treffen der Brüder, bei dem sie – vermutlich auf Druck ihrer Kunsthändler – vereinbarten, dass sie die Motive ihrer Malerei aufteilten.

Andreas sollte fortan nordische Seestücke malen während Oswald sich vornehmlich auf italienische Landschaften spezialisierte. Die Festlegung auf die Motive führte dazu, dass das Werk der Brüder nur bedingt vergleichbar war. Die Darstellung der bei Andreas oft stürmischen See, der dramatische Kampf der Menschen gegen die Elemente, aber auch die friedlicheren Strandbilder sind in ihrer Atmosphäre und im Kolorit nicht mit den italienischen Landschaften Oswalds vergleichbar. Sammler standen nicht vor der Wahl eines „Entweder- oder“, sondern vor einem „Sowohl-als-auch“. Fortan benötigte eine Sammlung nicht einen, sondern (mindestens) zwei „Achenbachs“.

Der beiderseitige immense Erfolg der Brüder führte jedoch nicht zu ungetrübter Harmonie. Es ist bisher nicht bekannt, wie es zu dem Zerwürfnis kam, aber in ihrer zweiten Lebenshälfte gingen sich Oswald und Andreas Achenbach gesellschaftlich aus dem Weg. Es gibt einige Anekdoten über die gegenseitige Aversion der beiden Malerfürsten: Begegneten sie sich in der Straße, grüßten sie sich, gaben sich aber nicht die Hand und der großen Schnittmenge des Künstler-Freundeskreises wurde einige Diplomatie abverlangt.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Motive und der Malweise – Oswald war sicherlich freier im Umgang mit der Farbe, malte nach eigener Aussage „am liebsten mit Daumen und Spachtel“ – ist beiden aber häufig ein ähnlicher Bildaufbau zu eigen. Beide Brüder waren leidenschaftlich dem Theater zugetan, statteten Laienbühnen aus und spielten auch gerne selbst. Eine bühnenartige Komposition ist in den ruhigeren Bildern Andreas‘ ebenso zu beobachten wie in den meisten Arbeiten Oswalds. Auch setzen beide Künstler gerne einen leicht verschatteten Vordergrund zur Steigerung der Lichteffekte ein, die – besonders bei Andreas – oft punktuell das Gemälde akzentuieren. Aber auch Oswald setzt vergleichbar, wenn auch subtiler einzelne Lichtakzente.

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